75 Jahre

Hilfe für Menschen auf der Flucht

Foto: NTB

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Refugees crossing the Sahela border between Syria and the Kurdistan region of Iraq in 2013.

Im August 2013 überquerten innerhalb von nur fünf Tagen über 33.000 Geflüchtete den Grenzübergang Sahela zwischen Syrien und der Region Kurdistan im Irak. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

Im August 2013 überquerten innerhalb von nur fünf Tagen über 33.000 Geflüchtete den Grenzübergang Sahela zwischen Syrien und der Region Kurdistan im Irak. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Europa in Trümmern. Millionen Menschen waren auf der Flucht. In Norwegen wurde eine groß angelegte Spendenaktion gestartet, die durch die neu gegründete Organisation Europahjelpen („Hilfe für Europa“) organisiert wurde. Später wurde daraus Norwegian Refugee Council (NRC), wozu auch NRC Flüchtlingshilfe Deutschland gehört. Seit nunmehr 75 Jahren setzen wir uns für Menschen auf der Flucht ein.

Die Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg waren von verschiedenen Krisen gekennzeichnet. Diese Krisen haben unsere Arbeit und unsere Organisation geprägt. Aus einer reinen Spendenaktion ohne Mitarbeitende wurde eine der größten Flüchtlingshilfsorganisationen der Welt. Wir nehmen Sie mit auf eine Bilderreise durch unsere Geschichte.

Heute, 75 Jahre später, brauchen immer noch Millionen Menschen Ihre Hilfe. Unterstützen Sie unsere Arbeit!

DEUTSCHLAND: vertriebene Familien in einem Lager bei Hannover im Juli 1946. Foto: DPA/NBT

FAKSIMILE: Morgenausgabe der norwegischen Tageszeitung Aftenposten, 24. Mai 1946. Die Schlagzeile lautet: „Europa hungert!“

DEUTSCHLAND: vertriebene Familien in einem Lager bei Hannover im Juli 1946. Foto: DPA/NBT

FAKSIMILE: Morgenausgabe der norwegischen Tageszeitung Aftenposten, 24. Mai 1946. Die Schlagzeile lautet: „Europa hungert!“

1946

Europa in Trümmern

Nach dem Zweiten Weltkrieg liegen viele europäische Städte in Trümmern. Über 20 Millionen Menschen sind obdachlos und 15 Millionen sind auf der Flucht.

Gründung von Europahjelpen

Am 24. Mai 1946 wird Europahjelpen, der Vorgänger von NRC, gegründet. In mehreren norwegischen Tageszeitungen wird darüber berichtet. In kurzer Zeit werden 4.000 Tonnen Lebensmittel gesammelt und in die Länder Europas geschickt, die durch den Krieg am stärksten zerstört wurden.

SPENDENAKTION: Hier sehen wir die Klasse 4c der Ullevål-Grundschule beim Verpacken von gebrauchtem Spielzeug für vom Krieg betroffene Kinder. Foto: NTB

OSLO: Geflüchtete aus Ungarn bei der Ankunft am Osloer Bahnhof Østbanen in den späten 1950er Jahren. Foto: Dagbladet/The Norwegian Museum of Cultural History

SPENDENAKTION: Hier sehen wir die Klasse 4c der Ullevål-Grundschule beim Verpacken von gebrauchtem Spielzeug für vom Krieg betroffene Kinder. Foto: NTB

OSLO: Geflüchtete aus Ungarn bei der Ankunft am Osloer Bahnhof Østbanen in den späten 1950er Jahren. Foto: Dagbladet/The Norwegian Museum of Cultural History

Die 1950er Jahre

Große Spendenaktionen und der Kalte Krieg

1951 wird die Genfer Flüchtlingskonvention verabschiedet, um eine Lösung für die Flüchtlingskrise in Europa voranzutreiben. Im Laufe dieses Jahrzehnts lässt die akute Phase der Nothilfe allmählich nach. Das Flüchtlingsproblem besteht jedoch weiterhin. Zudem führt der Kalte Krieg zu neuen Fluchtbewegungen.


Norwegen setzt die Hilfe fort. Im Bild sehen Sie die Klasse 4c der Ullevål-Grundschule beim Verpacken gebrauchter Spielsachen für vom Krieg betroffene Kinder in Europa.

Der Ungarische Volksaufstand

Als im Oktober 1956 der Ungarische Volksaufstand beginnt, kommen die Bemühungen zur Lösung der Flüchtlingskrise in Europa einstweilen zum Stillstand. In den folgenden Monaten fliehen 200.000 Ungarinnen und Ungaren in den Westen und versetzen die Hilfsorganistionen damit in höchste Alarmbereitschaft.


Aus Europahjelpen wird Norwegian Refugee Council. Die Organisation hat sich nun zwei Aufgaben verschrieben: Hilfe für Geflüchtete auf der ganzen Welt und Hilfe für Flüchtlinge in Norwegen. Sowohl bei den inländischen als auch bei den internationalen Aktivitäten ist die Unterstützung der ungarischen Geflüchteten am Ende dieses Jahrzehnts unser wichtigster Einsatzbereich.

Spendenrekord

Als die UN-Generalversammlung 1959-60 zum Weltflüchtlingsjahr erklärt, werden Spendenkampagnen gestartet, um den endgültigen Abbau der europäischen Flüchtlingslager zu unterstützen.

SPENDENAKTION: Plakat der Spendenaktion in Zusammenhang mit dem Weltflüchtlingsjahr 1959-60. Foto: NRC Flüchtlingshilfe

In Norwegen übernimmt NRC die Spendensammlung. Das norwegische Volk sammelt im Laufe des Jahres 15 Millionen NOK (rund 1,5 Millionen Euro) – Weltrekord im Verhältnis zur Landesbevölkerung.

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SPENDENAKTION: Plakat der Spendenaktion in Zusammenhang mit dem Weltflüchtlingsjahr 1959-60. Foto: NRC Flüchtlingshilfe

SPENDENAKTION: Plakat der Spendenaktion in Zusammenhang mit dem Weltflüchtlingsjahr 1959-60. Foto: NRC Flüchtlingshilfe

DER VIETNAMKRIEG (1957-1975) löste weltweit eine große Welle des Engagements aus. Schätzungen zufolge wurden während des Vietnamkriegs in Vietnam zwei Millionen und in Laos und Kambodscha eine weitere halbe Million Menschen getötet. Foto: The Granger Collection/NTB

PALÄSTINA: Palästinensische Flüchtlingskinder bekommen Bildungshilfe. Foto: UNESCO/Dominique Roger/Wikimedia Commons

DER VIETNAMKRIEG (1957-1975) löste weltweit eine große Welle des Engagements aus. Schätzungen zufolge wurden während des Vietnamkriegs in Vietnam zwei Millionen und in Laos und Kambodscha eine weitere halbe Million Menschen getötet. Foto: The Granger Collection/NTB

PALÄSTINA: Palästinensische Flüchtlingskinder bekommen Bildungshilfe. Foto: UNESCO/Dominique Roger/Wikimedia Commons

Die 1960er Jahre

Dekolonisation und internationale Solidarität

Die Kriege der nationalen Befreiung in den ehemaligen Kolonien während der 1950er und 1960er Jahre haben Millionen neuer Flüchtlinge zur Folge, während 80 frühere Kolonien Unabhängigkeit erlangen. In der westlichen Welt beginnt eine neue Generation, über internationale Solidarität und Verantwortung gegenüber der „Dritten Welt“ zu debattieren. Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen erklärt, dass die Zeit gekommen sei, den Blick zu heben und auf den Rest der Welt zu richten.


NRC führt eine Reihe großer Spendenaktionen durch und der Berichterstattung über das Flüchtlingsthema wird mehr Raum gegeben. Die Bemühungen um humanitäre Hilfe richten sich auf den Nahen Osten, Asien und Afrika. Zu einem größeren Schwerpunkt werden Bildung für palästinensische Geflüchtete sowie Unterstützung für chinesische Geflüchtete in Hongkong, tibetische Geflüchtete in Indien und Nepal und Algerierinnen und Algerier, die vor einem blutigen Unabhängigkeitskrieg auf der Flucht sind.

Palästina

Bereits in den 1950er Jahren gehören Palästinenserinnen und Palästinenser zu den größten Flüchtlingsgruppen der Welt. Mitte der 1960er Jahre sind 900.000 palästinensische Flüchtlinge von der Lebensmittelhilfe der Vereinten Nationen abhängig. Der Sechstagekrieg im Jahr 1967 führt zu weiterer Vertreibung und Leid.


NRC leistet auf beiden Seiten des Konflikts humanitäre Hilfe. Eines unserer wichtigsten Anliegen ist Bildung für palästinensische Geflüchtete, aber wir unterstützen auch eine Schule für jüdische Eingewanderte in Israel.

WOLLDECKEN: das Ergebnis der Spendenaktion für Algerien im Jahr 1962: Am Hafen von Oslo werden 150.000 Wolldecken verladen. Foto: NRC Flüchtlingshilfe

Algerien

1954 bricht der Algerische Unabhängigkeitskrieg aus. Schätzungen zufolge fordert der Krieg 1,5 Millionen Menschenleben und gilt als blutigster nationaler Befreiungskrieg Afrikas. Bis zum Ende des Kriegs, acht Jahre später, werden mehr als drei Millionen Algerierinnen und Algerier aus ihrer Heimat vertrieben.


Die Wolldecken-Spendenaktion für algerische Flüchtlinge von 1962 ist unsere erste humanitäre Reaktion auf den akuten Bedarf, der durch die Entkolonialisierung und die nationalen Befreiungskonflikte in der sogenannten Dritten Welt hervorgerufen wurde. Durch die Spendenaktion werden vor dem Winter 100.000 Wolldecken für Vertriebene in Nordafrika bereitgestellt.

TIBETAN AID: Die ersten Jugendlichen aus Tibet kommen 1964 in Oslo an, um in Gjøvik eine Schulausbildung zu erhalten. Foto: NTB

Tibetan Aid

Die Besetzung Tibets durch China im Jahr 1950 und der Aufstand in der tibetischen Hauptstadt Lhasa im Jahr 1950 zwingt fast 100.000 Tibeterinnen und Tibeter zur Flucht nach Indien und Nepal. Unter ihnen befindet sich auch der Dalai Lama.

WOLLDECKEN: das Ergebnis der Spendenaktion für Algerien im Jahr 1962: Am Hafen von Oslo werden 150.000 Wolldecken verladen. Foto: NRC Flüchtlingshilfe

WOLLDECKEN: das Ergebnis der Spendenaktion für Algerien im Jahr 1962: Am Hafen von Oslo werden 150.000 Wolldecken verladen. Foto: NRC Flüchtlingshilfe

TIBETAN AID: Die ersten Jugendlichen aus Tibet kommen 1964 in Oslo an, um in Gjøvik eine Schulausbildung zu erhalten. Foto: NTB

TIBETAN AID: Die ersten Jugendlichen aus Tibet kommen 1964 in Oslo an, um in Gjøvik eine Schulausbildung zu erhalten. Foto: NTB

VIETNAMESISCHE BOATPEOPLE: Vietnamesische Geflüchtete werden von der Mannschaft des norwegischen Frachtschiffs Lysekil aus dem Südchinesischen Meer gerettet. Foto: Erik Berglund/Aftenposten/NTB

VIETNAMESISCHE BOATPEOPLE: vietnamesische Geflüchtete in Norwegen. Zwei Familien mit 18 Personen kommen am Flughafen Fornebu an und werden von Wilhelm Bøe, Generalsekretär von NRC Flüchtlingshilfe, begrüßt. Foto: Oddvar Walle Jensen/NTB

OSLO: Studierende demonstrieren und verbrennen Flaggen vor der chilenischen Botschaft in Oslo im Mai 1974. Foto: Rolf M. Aagaard/NTB

KÖNIGLICHER SCHIRMHERR: König Olav engagierte sich mit ganzem Herzen für die Flüchtlingsarbeit. Foto: Bjørn Sigurdsøn/NTB

TV-AKSJONEN 1979: Kronprinzessin Sonja besucht ein Flüchtlingslager in Thailand. Foto: Rolf M. Aagaard/Aftenposten/NTB

VIETNAMESISCHE BOATPEOPLE: Vietnamesische Geflüchtete werden von der Mannschaft des norwegischen Frachtschiffs Lysekil aus dem Südchinesischen Meer gerettet. Foto: Erik Berglund/Aftenposten/NTB

VIETNAMESISCHE BOATPEOPLE: vietnamesische Geflüchtete in Norwegen. Zwei Familien mit 18 Personen kommen am Flughafen Fornebu an und werden von Wilhelm Bøe, Generalsekretär von NRC Flüchtlingshilfe, begrüßt. Foto: Oddvar Walle Jensen/NTB

OSLO: Studierende demonstrieren und verbrennen Flaggen vor der chilenischen Botschaft in Oslo im Mai 1974. Foto: Rolf M. Aagaard/NTB

KÖNIGLICHER SCHIRMHERR: König Olav engagierte sich mit ganzem Herzen für die Flüchtlingsarbeit. Foto: Bjørn Sigurdsøn/NTB

TV-AKSJONEN 1979: Kronprinzessin Sonja besucht ein Flüchtlingslager in Thailand. Foto: Rolf M. Aagaard/Aftenposten/NTB

Die 1970er Jahre

Neue Flüchtlingskrise

Am Ende des Jahrzehnts nimmt die Zahl der Geflüchteten dramatisch zu. Die meisten sind sogenannte „Vietnamesische Boatpeople“ und viele politische Flüchtlinge aus dem Putsch in Chile.

Boatpeople aus Vietnam

Nach dem Fall Saigons, der 1975 den Vietnamkrieg beendet, fliehen Menschen aus Südvietnam in großer Zahl in einfachen Booten. Diese „Vietnamesischen Boatpeople“ bilden die größte Gruppe der Flüchtlinge, die Ende der 1970er Jahre nach Norwegen kommen. Die meisten wurden von norwegischen Schiffen aufgegriffen.

Putsch in Chile

Am 11. September 1973 wurde Salvador Allende, Chiles demokratisch gewählter Präsident, in einem blutigen, von den USA unterstützten Putsch gestürzt und beging in dessen Verlauf Suizid. Die Militärjunta, angeführt von General Augusto Pinochet, tötet über 3.000 Menschen. Fast eine Million Chileninnen und Chilenen fliehen aus dem Land.

Die Königsfamilie engagiert sich

Im Jahr 1970 übernimmt König Olav V. von Norwegen die königliche Schirmherrschaft von NRC. Vier Jahre darauf initiiert Kronprinzessin Sonja den ersten Spendenaufruf über das Fernsehen und es werden 23 Millionen NOK (2,3 Millionen Euro) gesammelt.

Kronprinzessin Sonja und Spendenaktionen im TV

Kronprinzessin Sonja ist die königliche Schirmherrin der Organisation und sitzt auch im Komitee für die bis heute jährlich stattfindende Wohltätigkeitsveranstaltung TV-Aksjonen. Gemessen am gespendeten Betrag pro Kopf handelt es sich um die größte Spendenaktion der Welt. Das Bild oben zeigt Kronprinzessin Sonja beim Besuch kambodschanischer Flüchtlinge in Thailand. Ende der 1970er Jahre befinden sich in Thailand rund 240.000 Geflüchtete, hauptsächlich aus Vietnam, aber auch aus Kambodscha und Laos.


Drei groß angelegte Spendenkampagnen in den 1970er Jahren legen den finanziellen Grundstein für unsere internationale Arbeit.

BAND AID: Im Herbst 1984 ruft der irische Rocksänger Bob Geldof das Projekt Band Aid ins Leben, an dem sich einige der bekanntesten britischen Musikerinnen und Musiker beteiligen, um Geld für die Opfer der Hungersnot in Äthiopien zu sammeln. Foto: REX/NTB

ÄTHIOPEN: Hungernde Familien aus Äthiopien in einer Warteschlange für Lebensmittel. Dies wird zu einem typischen Bild für die Not, von der in diesem Jahrzehnt weite Teile des Kontinents betroffen sind. Foto: REX/NTB

ZUR FLUCHT GEZWUNGEN: Die sowjetische Invasion in Afghanistan im Jahr 1979 zwingt Millionen Menschen zur Flucht aus ihrer Heimat. Diese Familie hat Zuflucht in einem Lager für Binnenvertriebene in der Nähe der pakistanischen Grenze gesucht. Foto: AP/NTB

GUATEMALA: Eine unterernährte Frau auf der Flucht aus Guatemala wird in einem Krankenhaus in Mexiko behandelt. Foto: AP/Pat Hamilton/NTB

THAILAND: Flüchtlinge aus Kambodscha in einem Lager in Thailand, 1979. Foto: AP/Mangkorn/NTB

BAND AID: Im Herbst 1984 ruft der irische Rocksänger Bob Geldof das Projekt Band Aid ins Leben, an dem sich einige der bekanntesten britischen Musikerinnen und Musiker beteiligen, um Geld für die Opfer der Hungersnot in Äthiopien zu sammeln. Foto: REX/NTB

ÄTHIOPEN: Hungernde Familien aus Äthiopien in einer Warteschlange für Lebensmittel. Dies wird zu einem typischen Bild für die Not, von der in diesem Jahrzehnt weite Teile des Kontinents betroffen sind. Foto: REX/NTB

ZUR FLUCHT GEZWUNGEN: Die sowjetische Invasion in Afghanistan im Jahr 1979 zwingt Millionen Menschen zur Flucht aus ihrer Heimat. Diese Familie hat Zuflucht in einem Lager für Binnenvertriebene in der Nähe der pakistanischen Grenze gesucht. Foto: AP/NTB

GUATEMALA: Eine unterernährte Frau auf der Flucht aus Guatemala wird in einem Krankenhaus in Mexiko behandelt. Foto: AP/Pat Hamilton/NTB

THAILAND: Flüchtlinge aus Kambodscha in einem Lager in Thailand, 1979. Foto: AP/Mangkorn/NTB

Die 1980er Jahre

Von der Nothilfe zu langfristigen Lösungen

Das Jahrzehnt ist geprägt vom großen humanitären Bedarf der vietnamesischen Geflüchteten in Südostasien und der Afghaninnen und Afghanen, die vor der sowjetischen Invasion auf der Flucht sind, sowie den massiven Flüchtlingsströmen im Sudan, in Guatemala und in El Salvador. Während der 1980er Jahre steigt die Zahl der Menschen, die weltweit auf der Flucht sind, auf 17 Millionen.


1982 übernimmt die Regierung alle Aufgaben in Zusammenhang mit der Aufnahme und Integration von Geflüchteten in Norwegen und NRC konzentriert alle Bemühungen auf die Unterstützung von Flüchtlingen in aller Welt. Am Ende des Jahrzehnts haben wir laufende Projekte in 20 Ländern und die Nothilfearbeit nimmt einen längerfristigen Charakter an: Wir legen unseren Schwerpunkt mehr und mehr auf dauerhafte Lösungen und Hilfe zur Selbsthilfe.

Heute, 75 Jahre nach unserer Gründung, brauchen immer noch Millionen Menschen Ihre Hilfe. Unterstützen Sie unsere Arbeit!

Schwerpunkt Afrika

Die Kriege der nationalen Befreiung, das Erbe der Kolonialherrschaft, politische Instabilität und anhaltende Dürre in vielen Ländern Afrikas haben zur Folge, dass die Hälfte aller Flüchtlinge der Welt sich auf dem afrikanischen Kontinent befinden. Eine mehrere Jahre andauernde Dürre hat eine Hungersnot ausgelöst und erhöht gleichzeitig die Belastung der Länder, die Flüchtlingen Asyl gewährt haben.


NRC richtet Büros in der kenianischen Hauptstadt Nairobi ein und beginnt mit humanitären Hilfsmaßnahmen in Dschibuti, Äthiopien, Kenia, Tansania und im Sudan. Am Ende des Jahrzehnts verlegen wir unser Regionalbüro von Nairobi nach Malawi, um Geflüchtete aus Mosambik zu unterstützen.

Vertriebene aus Afghanistan

Innerhalb weniger Jahre nach dem Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan im Jahr 1979 hat Pakistan mit 3,5 Millionen Menschen der größten Flüchtlingspopulation der Welt Asyl gewährt. Ein paar Millionen Menschen fliehen auch in den Iran und viele sind im eigenen Land auf der Flucht.


Als eine der ersten internationalen Hilfsorganisationen beginnt NRC im Jahr 1979, Nothilfe für diese Geflüchteten zu leisten. Uns ist bewusst, dass wir uns damit einer langfristigen Aufgabe angenommen haben, und richten daher ein eigenes Büro in Pakistan ein. Gemeinsam mit drei Partnerorganisationen stellen wir sicher, dass die Menschen Medikamente, medizinische Versorgung, Lebensmittel, Decken, Zelte, Bildung und Ausbildungsmöglichkeiten bekommen.

Bürgerkriege und Gewalt in Lateinamerika

In den 1980er Jahren nimmt die Flüchtlingssituation in Lateinamerika eine dramatische Wende. Der Bürgerkrieg in El Salvador und Guatemala vertreibt über eine Million Menschen, hauptsächlich innerhalb der Region.


1986 richten wir in Costa Rica ein Büro ein. Im Laufe der 1980er Jahre konzentriert sich ein Drittel unserer Aktivitäten auf Lateinamerika. Unsere Hilfsmaßnahmen zielen hauptsächlich darauf ab, Vertriebenen zu ermöglichen, sich selbst zu versorgen.

Gastgeber Thailand

Durch die Kriege in Indochina in den vergangenen zwei Jahrzehnten wurde Thailand zwangsweise zum Aufnahmeland für eine große Anzahl von Geflüchteten. Zu Beginn der 1980er Jahre befinden sich in Thailand rund 240.000 Flüchtlinge – hauptsächlich aus Vietnam, Kambodscha und Laos.


NRC stellt Lebensmittel bereit, hilft beim Bau von Krankenhäusern und sorgt für Bildung, medizinische Versorgung, sauberes Wasser und bessere sanitäre Bedingungen. Darüber hinaus helfen wir bei der Integration von Geflüchteten in Thailand und unterstützen Flüchtlinge aus Laos, die in ihr Heimatland zurückkehren möchten.

ZUR FLUCHT GEZWUNGEN: Kurdinnen und Kurden auf der Flucht vor Saddam Husseins Regierungstruppen im Irak, 1991. Foto: NTB

NORCAP: Rolf Moi ist einer der Ersten, die für unser globales Expertenteam im Einsatz sind. Das Foto stammt von einer Mission in Afghanistan im Jahr 1992. Foto: Privat

DER BALKAN: Nothilfekonvois ins ehemalige Jugoslawien gehören in den 1990er Jahren zu unseren wichtigsten Aktivitäten. Von links nach rechts: NRC-Teamleiter Lars Tangen, UNHCR-Einsatzleiter Enda Savage und Konvoileiter George Hadrick. Foto: Aleksander Nordahl/NTB

GEORGIEN: Eine ältere tschetschenische Frau mit einem Baby auf dem Schoss hat im Pankissi-Tal in Georgien Zuflucht gesucht. Foto: Shakh Aivazov/NTB

RUANDA: Tausende Menschen fliehen vor dem Völkermord in Ruanda im Jahr 1994. Foto: Karsten Thielker/AP/NTB

ZUR FLUCHT GEZWUNGEN: Kurdinnen und Kurden auf der Flucht vor Saddam Husseins Regierungstruppen im Irak, 1991. Foto: NTB

NORCAP: Rolf Moi ist einer der Ersten, die für unser globales Expertenteam im Einsatz sind. Das Foto stammt von einer Mission in Afghanistan im Jahr 1992. Foto: Privat

DER BALKAN: Nothilfekonvois ins ehemalige Jugoslawien gehören in den 1990er Jahren zu unseren wichtigsten Aktivitäten. Von links nach rechts: NRC-Teamleiter Lars Tangen, UNHCR-Einsatzleiter Enda Savage und Konvoileiter George Hadrick. Foto: Aleksander Nordahl/NTB

GEORGIEN: Eine ältere tschetschenische Frau mit einem Baby auf dem Schoss hat im Pankissi-Tal in Georgien Zuflucht gesucht. Foto: Shakh Aivazov/NTB

RUANDA: Tausende Menschen fliehen vor dem Völkermord in Ruanda im Jahr 1994. Foto: Karsten Thielker/AP/NTB

Die 1990er Jahre

Neue Kriege und viele Menschen auf der Flucht im eigenen Land

Afrika ist nach wie vor der große Flüchtlingskontinent. Angola und Mosambik bieten Hilfe an, aber die Situation in mehreren Ländern in West- und Zentralafrika spitzt sich zu. Während die Konflikte in El Salvador und Guatemala allmählich abflauen, eskaliert der bewaffnete Konflikt in Kolumbien. Nach dem Golfkrieg 1990 und den Balkankriegen von 1991 an explodiert der Bedarf an internationaler Hilfe. Im Jahr 1995 beträgt die Zahl der Flüchtlinge und Binnenvertriebenen weltweit schätzungsweise 45 Millionen.


NRC schließt die Hilfsmaßnahmen in mehreren Ländern, in denen die Flüchtlingskrisen sich entspannen, ab, und konzentriert sich nun auf vier Regionen: Vietnam, Mosambik/Malawi, Afghanistan und Lateinamerika. 1994 beginnen wir mit humanitärer Hilfe für Binnenvertriebene in Kolumbien und kolumbianische Geflüchtete in Nachbarländern. Außerdem starten wir Hilfsaktionen im ehemaligen Jugoslawien, im Kaukasus und in Angola. Darüber hinaus gründen wir unsere globale Expertengruppe NORCAP.

Erhöhte Notfallbereitschaft

Zu Beginn der 1990er Jahre sorgt die große Anzahl an Kriegen und humanitären Krisen, unter anderem im Nahen Osten und auf dem Balkan, für einen immensen Bedarf an humanitären Fachkräften.


1991 gründet NRC eine eigene weltweit operierende Expertengruppe, NORCAP. Diese besteht aus Fachpersonal, das kurzfristig eingesetzt werden kann, um verschiedene UN-Organisationen in Krisensituationen zu unterstützen.

Der Balkan brennt

Der Zerfall Jugoslawiens und die darauf folgenden Kriege bringen viel Not und Leid mit sich. Hunderttausende Menschen werden aus ihrer Heimat vertrieben.


Auf Ersuchen der Vereinten Nationen im Jahr 1992 stellt NRC 35 Personen und 20 Lastwagen für den Transport von Lebensmitteln, Medikamenten und anderen Hilfsgütern für die Flüchtlinge der Jugoslawienkriege bereit. Diese Transportaktion ist der größte Einsatz, an dem NRC jemals beteiligt war. Wir versorgen darüber hinaus Tausende Geflüchtete mit Unterkünften und Wasser und organisieren die medizinische Versorgung. Etwa die Hälfte unserer gesamten Hilfsaktivitäten steht im Jahr 1995 in Zusammenhang mit den Maßnahmen im ehemaligen Jugoslawien.

Der Kriege im Kaukasus

Der Zerfall der Sowjetunion im Jahr 1991 führte zu einer Reihe von Kriegen in der Kaukasusregion. Hunderttausende werden aus den vier ehemaligen Sowjetrepubliken Tschetschenien, Georgien, Armenien und Aserbaidschan vertrieben.


1994 richten wir ein Büro in Tiflis ein und beginnen mit humanitären Hilfsmaßnahmen in Georgien, Armenien und Aserbaidschan. Unter anderem sorgen wir für Unterkünfte und bieten Rechtsberatung und Bildung an.

Binnenvertriebene

Im Laufe der 1990er Jahre nimmt die Anzahl an Menschen, die im eigenen Land auf der Flucht sind, dramatisch zu. Allen Binnenvertriebenen ist gemeinsam, dass die Behörden ihres Heimatlandes ihnen nicht den Schutz bieten können oder wollen, den jeder Staat seinen eigenen Bürgerinnen und Bürgern bieten sollte. In vielen Fällen werden Menschen sogar von ihren eigenen Behörden zur Flucht gezwungen, etwa in Ruanda, Sudan, Sri Lanka und auf dem Balkan – um nur einige der großen humanitären Katastrophen dieser Zeit zu nennen.


NRC setzt sich aktiv für die Ausarbeitung internationaler Richtlinien für rechtliche Standards zum Schutz und zur Unterstützung Binnenvertriebener ein. Mit Unterstützung der Vereinten Nationen gründen wir außerdem das International Displacement Monitoring Centre in Genf, um die Situation für diese Gruppe zu dokumentieren und zu verfolgen.

IRAK: Ein Schäferjunge mit seiner kleinen Schwester auf dem Arm wird Zeuge, wie während der Besetzung des Landes durch die Vereinigten Staaten die Ölraffinerien in Brand gesetzt werden, 2003. Foto: Karim Sahib/AFPI/NTB

AFGHANISTAN: NRC Flüchtlingshilfe kehrt 2003 nach Afghanistan zurück. Unsere Arbeit dort ist in den 2000ern ein wichtiger Bestandteil unserer Aktivitäten. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

PALÄSTINA: Eine palästinensische Familie ist verzweifelt, nachdem die israelische Armee ihr Haus im Westjordanland dem Erdboden gleichgemacht hat. Foto: Hazem Bader/NRC Flüchtlingshilfe

UGANDA: Zu Beginn der 2000er verteilt NRC Flüchtlingshilfe mehrere Jahre lang Lebensmittel an eine Million Binnenvertriebene in den nördlichen Teilen des Landes. Foto: Roald Høvring/NRC Flüchtlingshilfe

IRAK: Ein Schäferjunge mit seiner kleinen Schwester auf dem Arm wird Zeuge, wie während der Besetzung des Landes durch die Vereinigten Staaten die Ölraffinerien in Brand gesetzt werden, 2003. Foto: Karim Sahib/AFPI/NTB

AFGHANISTAN: NRC Flüchtlingshilfe kehrt 2003 nach Afghanistan zurück. Unsere Arbeit dort ist in den 2000ern ein wichtiger Bestandteil unserer Aktivitäten. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

PALÄSTINA: Eine palästinensische Familie ist verzweifelt, nachdem die israelische Armee ihr Haus im Westjordanland dem Erdboden gleichgemacht hat. Foto: Hazem Bader/NRC Flüchtlingshilfe

UGANDA: Zu Beginn der 2000er verteilt NRC Flüchtlingshilfe mehrere Jahre lang Lebensmittel an eine Million Binnenvertriebene in den nördlichen Teilen des Landes. Foto: Roald Høvring/NRC Flüchtlingshilfe

Die 2000er Jahre

Der Kampf gegen den Terror

Dieses Jahrzehnt ist geprägt von blutigen Kriegen, dem Kampf gegen den Terrorismus und die Invasion im Irak und in Afghanistan. Die blutigen Bürgerkriege in Sierra Leone und Liberia erschüttern die ganze Welt. Der Tsunami, der Weihnachten 2004 mehrere Länder überflutet, hinterlässt großflächige Zerstörung und viel Leid. Immer häufiger hört man den Begriff „Klimaflüchtling“, da die Themen globale Erwärmung und Klimawandel mehr und mehr in den Fokus rücken.

Anfang 2005 beträgt die Anzahl der Vertriebenen weltweit 36,5 Millionen. Rund 25 davon sind Vertriebene im eigenen Land. Die Anzahl der Asylsuchenden in den Industrieländern ist so niedrig wie seit 16 Jahren nicht mehr, und es wird zunehmend schwieriger für Geflüchtete, außerhalb ihres Heimatlandes Schutz zu erhalten.


NRC leistet umfangreiche humanitäre Hilfe in Sierra Leone, Liberia, Uganda, in der Demokratischen Republik Kongo und Angola. Zu Beginn der 2000er findet fast die Hälfte unserer Aktivitäten auf dem Balkan statt. Darüber hinaus beginnen wir in mehreren weiteren Ländern mit humanitärer Arbeit: Afghanistan, Pakistan, Libanon, Palästina, Osttimor, Somaliland und Myanmar.

Afghanistan: ein Krieg ohne Ende

Nach dem Terroranschlag in New York am 11. September 2001 greifen die Vereinigten Staaten das Taliban-Regime in Afghanistan an. Vor dem Angriff befinden sich rund 3,5 Millionen afghanische Flüchtlinge in den Nachbarländern Pakistan und Iran. Heute, 20 Jahre später, leben immer noch 2,2 Millionen afghanische Geflüchtete in den beiden Ländern.


Kurz vor dem Angriff am 7. Oktober 2001 erkennt NRC, dass der Krieg sich zu einer der größten humanitären Katastrophen der jüngeren Zeit entwickeln könnte. Daher richten wir ein Büro in Pakistan ein, um neu ankommende Flüchtende aus Afghanistan zu unterstützen. Im Jahr 2003 weiten wir unsere humanitären Hilfsmaßnahmen aus, um auch den in Afghanistan verbliebenen Binnenvertriebenen Hilfe zu leisten. Im Jahr 2012 beginnen wir außerdem mit Hilfsmaßnahmen für afghanische Geflüchtete im Iran.

Der Nahe Osten: Anhaltende Instabilität

Der Konflikt zwischen Israel und dem palästinensischen Volk in den besetzten Gebieten und im Gazastreifen setzt sich ins neue Jahrzehnt fort. Der Angriff Israels auf die Hisbollah im Libanon im Sommer 2006 verursacht in der Region weitere Spannungen und humanitäres Leid.


Im Libanon helfen wir zurückgekehrten Geflüchteten, ihre durch den Krieg im Sommer 2006 zerstörten Häuser wieder aufzubauen. Im besetzten Westjordanland bieten wir unter anderem Rechtsberatung für Familien an, die gewaltsam aus ihrer Heimat vertrieben wurden und deren Häuser nun zerstört sind.

Uganda: Nahrung für eine Million Menschen

Im Norden Ugandas zwingt die Lord’s Resistance Army (LRA; „Widerstandsarmee des Herrn“) Hunderttausende zur Flucht aus ihrer Heimat. Viele suchen in Lagern Zuflucht, in denen es nichts zu essen gibt. Mehrere Tausend Kinder werden entführt und gezwungen, als Kindersoldaten zu dienen.


NRC beginnt bereits in den 1990ern mit der Arbeit in Uganda. Zu Beginn der 2000er weiten wir unsere humanitäre Hilfe aus und mehrere Jahre lang verteilen wir Lebensmittel an eine Million Binnenvertriebene in den nördlichen Teilen des Landes. Es ist die größte Lebensmittelverteilungsaktion, die die Welt je gesehen hat.

SYRIEN: Tausende syrische Flüchtlinge überqueren die Grenze in den Irak im Sommer 2013. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

LIBANON: Eine syrische Geflüchtete aus Raqqa im Gespräch mit einer Mitarbeiterin von NRC Flüchtlingshilfe in einem Lager in der Bekaa-Ebene im Libanon, Sommer 2014. Foto: Sam Tarling/NRC Flüchtlingshilfe

GRIECHENLAND: eine Frau mit ihrem Kind bei ihrer Ankunft auf der Insel Lesbos im Herbst 2015. Foto: Dimitar Dilkoff/AFP/NTB

LIBYEN: Im Herbst 2011 flieht die Zivilbevölkerung aus der Stadt Sirte. Foto: Bela Szandelszky/AP/NTB

JEMEN: Ali Mohammed und seine Familie fliehen im Jahr 2019 aus ihrem Zuhause im Distrikt Kushar. Foto: Mohammed Awadh/NRC Flüchtlingshilfe

SYRIEN: Tausende syrische Flüchtlinge überqueren die Grenze in den Irak im Sommer 2013. Foto: Christian Jepsen/NRC Flüchtlingshilfe

LIBANON: Eine syrische Geflüchtete aus Raqqa im Gespräch mit einer Mitarbeiterin von NRC Flüchtlingshilfe in einem Lager in der Bekaa-Ebene im Libanon, Sommer 2014. Foto: Sam Tarling/NRC Flüchtlingshilfe

GRIECHENLAND: eine Frau mit ihrem Kind bei ihrer Ankunft auf der Insel Lesbos im Herbst 2015. Foto: Dimitar Dilkoff/AFP/NTB

LIBYEN: Im Herbst 2011 flieht die Zivilbevölkerung aus der Stadt Sirte. Foto: Bela Szandelszky/AP/NTB

JEMEN: Ali Mohammed und seine Familie fliehen im Jahr 2019 aus ihrem Zuhause im Distrikt Kushar. Foto: Mohammed Awadh/NRC Flüchtlingshilfe

Die 2010er Jahre

Neue und alte festgefahrene Konflikte

In Syrien, Jemen und Libyen entwickelt sich der sogenannte Arabische Frühling zu einer humanitären Katastrophe. Hinzu kommen festgefahrene Konflikte in Afrika und Kolumbien. Der Strom von Migrierenden und Flüchtenden, die über das Mittelmeer und durch Zentralamerika kommen, bestimmt in diesem Jahrzehnt die humanitäre Agenda. Im Jahr 2015 kommen über eine Million Flüchtlinge und Asylsuchende nach Europa.

Zu Beginn des Jahrzehnts sind auf der ganzen Welt über 43 Millionen Menschen auf der Flucht. Über 27 Millionen davon sind Binnenvertriebene.


NRC reagiert auf alle großen humanitären Krisen. Wir beginnen mit Hilfsmaßnahmen in Syrien und seinen Nachbarländern sowie in Libyen und im Jemen. Außerdem entsenden wir Fachkräfte unserer Expertengruppe NORCAP zur Unterstützung in verschiedene humanitäre Operationen.

Syrische Geflüchtete

Der Krieg in Syrien vertreibt die halbe Landesbevölkerung. Über fünf Millionen Menschen enden als Flüchtlinge in Nachbarländern und haben keine Möglichkeit zurückzukehren. Die meisten sind zum Überleben auf humanitäre Hilfe angewiesen.


NRC beginnt sowohl innerhalb des kriegszerrissenen Syrien als auch in den Nachbarländern Irak, Jordanien und Libanon mit Hilfsmaßnahmen.

Bootsflüchtlinge in Griechenland

2015 kommen mehr als eine Million Geflüchtete nach Europa. Die große Mehrheit nimmt den Seeweg von der Türkei nach Griechenland. Die meisten hatten ursprünglich die nordeuropäischen Länder als Ziel. Als jedoch mehrere europäische Länder ihre Grenzen schließen, stranden zahllose Menschen in überfüllten Lagern auf den griechischen Inseln oder anderen Balkanländern.


Das humanitäre Nothilfeteam von NRC wird zur Unterstützung der griechischen Behörden auf die Insel Chios geschickt. Darüber hinaus stellen wir Fachkräfte unseres Expertenteams NORCAP ab, um den Bootsflüchtlingen in Griechenland Hilfe zu leisten.

Libyen: Von der Diktatur zu Chaos und Krieg

Der NATO-geführte Bombenkrieg und der Fall des Gaddafi-Regimes im Jahr 2011 stürzen Libyen in ein politisches Chaos und führen zu enormer Zerstörung. Am härtesten trifft es die Flüchtlinge, Migrierten und Binnenvertriebenen im Land. Diese befinden sich ohnehin bereits in einer extrem bedrohlichen Situation, in der sie zunehmend willkürlicher Inhaftierung unter unmenschlichen Bedingungen, Menschenhandel, Missbrauch und Ausbeutung ausgesetzt sind.


2017 richten wir Büros in Tripolis und Bengasi ein und leisten Hilfe in Form von Unterkünften, Bildung, sauberem Wasser und besseren sanitären Bedingungen.

Jemen: Vom Arabischen Frühling zu einem blutigen Krieg

Der Volksaufstand während des sogenannten Arabischen Frühlings mündet 2015 in einem blutigen Bürgerkrieg, in den sich mehrere Regionalmächte militärisch einschalten. Der Krieg im Jemen entwickelt sich zu einer schweren humanitären Krise mit Millionen Vertriebenen. Derzeit brauchen 20 Millionen Jemenitinnen und Jemeniten humanitäre Hilfe und Schutz.


Im Jahr 2012 beginnt NRC mit umfangreichen Nothilfemaßnahmen und stellt Unterkünfte, Lebensmittel, sauberes Wasser und Bildung bereit.

KOLUMBIEN: Eine Gruppe Venezolanerinnen und Venezolaner läuft einige Kilometer außerhalb von Bogotá an einer Schnellstraße entlang. Foto: Nadège Mazars/NRC Flüchtlingshilfe

ZUR FLUCHT GEZWUNGEN: Leilti, ihr Ehemann Gebreyesus und ihre Tochter Lela sind soeben im Rakuba-Flüchtlingslager im Sudan angekommen. Foto: Ingebjørg Kårstad/NRC Flüchtlingshilfe

SYRIEN: Kinder in Harasta, Ost-Ghuta, können wieder zur Schule gehen. NRC Flüchtlingshilfe hat das Schulgebäude wieder aufgebaut und instand gesetzt. Foto: Karl Schembri/ NRC Flüchtlingshilfe

JEMEN: Die neunjährige Kadja leidet an Unterernährung und kann nicht mehr laufen. Ihre Mutter sagt, die Familie könne sich keine Lebensmittel leisten und dass die Rationen im Jahr 2020 halbiert worden seien. Foto: Michelle Delaney/NRC Flüchtlingshilfe

KOLUMBIEN: In der Stadt Cali helfen wir Geflüchteten aus Venezuela, indem wir sie mit Bargeld und Lebensmitteln versorgen. Foto: NRC Flüchtlingshilfe

KOLUMBIEN: Eine Gruppe Venezolanerinnen und Venezolaner läuft einige Kilometer außerhalb von Bogotá an einer Schnellstraße entlang. Foto: Nadège Mazars/NRC Flüchtlingshilfe

ZUR FLUCHT GEZWUNGEN: Leilti, ihr Ehemann Gebreyesus und ihre Tochter Lela sind soeben im Rakuba-Flüchtlingslager im Sudan angekommen. Foto: Ingebjørg Kårstad/NRC Flüchtlingshilfe

SYRIEN: Kinder in Harasta, Ost-Ghuta, können wieder zur Schule gehen. NRC Flüchtlingshilfe hat das Schulgebäude wieder aufgebaut und instand gesetzt. Foto: Karl Schembri/ NRC Flüchtlingshilfe

JEMEN: Die neunjährige Kadja leidet an Unterernährung und kann nicht mehr laufen. Ihre Mutter sagt, die Familie könne sich keine Lebensmittel leisten und dass die Rationen im Jahr 2020 halbiert worden seien. Foto: Michelle Delaney/NRC Flüchtlingshilfe

KOLUMBIEN: In der Stadt Cali helfen wir Geflüchteten aus Venezuela, indem wir sie mit Bargeld und Lebensmitteln versorgen. Foto: NRC Flüchtlingshilfe

Die 2020er Jahre

Nothilfe während der Covid-19-Pandemie

Im März 2020 schlägt das Coronavirus mit voller Wucht zu und wird für die ganze Welt zur Bedrohung. Die größte Gefahr besteht jedoch für Flüchtlinge und Binnenvertriebene – Menschen, die ohnehin schon für ein Dach über dem Kopf, sauberes Wasser, Lebensmittel, Arbeitsplätzen, Bildung, Medikamente und medizinische Versorgung kämpfen müssen. Nun haben sie noch eine zusätzliche Krise zu bewältigen.

Die Kriege in Jemen und Syrien verursachen Leid und Not. Im vergangenen Jahr hat auch der Konflikt in Äthiopien zu massenhaften Vertreibungen der Bevölkerung von Tigray geführt.

Zu Beginn dieses Jahrzehnts sind weltweit 79,5 Millionen Menschen auf der Flucht. Über 45 Millionen sind Vertriebene im eigenen Land.


NRC ist in 33 Ländern mit humanitären Hilfsprojekten im Einsatz und erreicht damit über 9 Millionen Menschen.

Heute, 75 Jahre nach unserer Gründung, brauchen immer noch Millionen Menschen Ihre Hilfe. Unterstützen Sie unsere Arbeit!

Flucht aus Äthiopien

Im November 2020 brechen in der Provinz Tigray im Norden Äthiopiens heftige Kämpfe aus. Fünf Monate später sind über 60.000 Menschen in den benachbarten Sudan geflohen.


NRC nimmt die Arbeit im Sudan wieder auf und versorgt sowohl die Binnenvertriebenen als auch die Neuankömmlinge aus Äthiopien mit Unterkünften, sauberem Wasser, Rechtsberatung und Bildung. Unsere wichtigste Aufgabe besteht in der Koordinierung des Lagerbetriebs und der Bereitstellung von Bildungsangeboten für die neuen Flüchtlinge.

Syrien: Zehn Jahre Not und Leid

Was als Protestwelle während des Arabischen Frühlings begann, mündete in einen zehn Jahre andauernden blutigen Krieg und die größte Flüchtlingskrise des Jahrtausends. Viele syrische Städte liegen in Trümmern und über fünf Millionen Geflüchtete warten in den Nachbarländern darauf, in ihre Heimat zurückkehren zu können.


NRC sorgt dafür, dass mehr Menschen Zugang zu Lebensmitteln, Wasser und besseren sanitären Bedingungen sowie Rechtsberatung und Bildung haben.

Jemen: Größte humanitäre Krise der Welt

Zu Beginn des neuen Jahrzehnts gilt die Lage im Jemen nach wie vor als größte humanitäre Krise der Welt. Seit 2015 wurden durch den Krieg 4 Millionen Menschen vertrieben, 20 Millionen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen und etwa alle zehn Minuten stirbt ein Kind infolge vermeidbarer Ursachen.


Unsere 300 Mitarbeitenden im Land, die meisten selbst Jemenitinnen und Jemeniten, setzen sich dafür ein, dass die Menschen auf der Flucht ein Dach über dem Kopf, sauberes Wasser, Lebensmittel, Rechtsberatung und Bildung bekommen.

Die ungeschützten Opfer der Covid-19-Krise

Die Covid-19-Krise trifft die am meisten gefährdeten Menschen am härtesten. Im September 2020 veröffentlicht NRC einen Bericht, demzufolge über drei Viertel aller Vertriebenen seit Beginn der Pandemie ihre Einkommensquelle verloren haben. Der starke wirtschaftliche Einbruch hat viele in eine Lage gebracht, die von Hunger, Obdachlosigkeit und einer Bildungskrise geprägt ist.


Seitdem im Frühjahr 2020 der Corona-Alarm ausgelöst wurde, arbeiten die Mitarbeitenden von NRC mit Hochdruck daran, Vertriebenen zu helfen und die Ausbreitung des Virus zu verhindern.

Über uns

NRC Flüchtlingshilfe ist Teil der globalen Hilfsorganisation Norwegian Refugee Council (NRC), einer unabhängigen Stiftung, die gegründet wurde, um die Millionen Menschen zu unterstützen, die im und nach dem Zweiten Weltkrieg auf der Flucht waren.

Heute helfen wir Menschen auf der Flucht in über 30 Ländern auf der ganzen Welt. Wir kümmern uns unter anderem um Schul- und Berufsausbildung, Lebensmittel, sauberes Wasser, Unterkünfte und Rechtsberatung. Unsere 15.000 humanitären Hilfskräfte arbeiten rund um die Uhr, um Geflüchtete zu schützen und Leben zu retten.

Gleichzeitig setzen wir uns für politische Lösungen ein und sind die Stimme der Geflüchteten. Unser Ziel ist es, dass wir eines Tages nicht mehr gebraucht werden.


Sources: Help and protection – The Norwegian Refugee Council, The Great Norwegian Encyclopedia and Wikipedia.