Kafia (6), Fazl Rahman (2) und ihr Vater Deen Mohammad (38) sind eine Vertriebenenfamilie aus Badghis, die aufgrund von Konflikten und Dürre fliehen musste. Seit einigen Jahren leben sie in einer informellen Siedlung am Stadtrand von Herat. Als Familienoberhaupt eines zehnköpfigen Haushalts hat Deen Mohammad Mühe, seine Familie in einer Stadt zu ernähren, in der es kaum Arbeitsmöglichkeiten gibt. Foto: Maisam Shafiey/NRC

Afghanistan: Drastische Hilfskürzungen gefährden Leben und Wohlergehen der BedürftigstenNew Page

Massive Kürzungen der Hilfsgelder werden zu einem Rückgang der Präsenz humanitärer Organisationen in Afghanistan führen und das Leben von Millionen Menschen, insbesondere Frauen und Kindern, gefährlicher machen, warnt das Norwegian Refugee Council (NRC).
Pressemitteilung
Veröffentlicht 25. März 2025

„In einer Zeit, in der Männer, Frauen und Kinder in Afghanistan dringend internationale Finanzierung und Unterstützung benötigen, sehen sich NRC und unsere Partner mit drastischen Mittelkürzungen seitens wichtiger Geber konfrontiert. Dies lässt uns keine andere Wahl, als unhaltbare Kürzungen bei unseren Aktivitäten vorzunehmen, was die Lebensgrundlagen der am stärksten gefährdeten und verarmten Gemeinschaften weiter gefährdet“, sagte Suze van Meegen, Interims-Landesdirektorin von NRC in Afghanistan.

„Wie viele andere humanitäre Organisationen war auch NRC Afghanistan gezwungen, Büros in mehreren Provinzen zu schließen und viele engagierte und professionelle Mitarbeitenden zu entlassen, was sich besonders negativ auf weibliche Mitarbeiterinnen auswirkte. Die Folgen dieser Mittelkürzungen sind weitreichend. Sie reichen von Gemeinschaften, die keinen Zugang mehr zu grundlegender Hilfe haben, bis hin zu Tausenden von erfahrenen afghanischen Mitarbeiter*innen, die ihre Existenzgrundlage verloren haben“, so van Meegen.

Im Januar setzten die Vereinigten Staaten (USA) laufende Hilfsprojekte aus, so dass ein Großteil der von den USA finanzierten humanitären Arbeit eingestellt oder beendet werden musste. Andere Regierungen - darunter Belgien, Frankreich, Deutschland, die Niederlande, Schweden, die Schweiz und Großbritannien - haben ebenfalls angekündigt, ihre globalen Hilfsgelder in den kommenden Jahren zu kürzen, was bedeutet, dass für die Bedürftigsten der Welt deutlich weniger Hilfe zur Verfügung steht.

„Dies ist die schwierigste Situation, mit der NRC Afghanistan in seiner 22-jährigen Geschichte konfrontiert war. Ich möchte jedoch betonen, dass NRC Afghanistan seine Arbeit nicht einstellt. Wir bleiben weiterhin in Afghanistan, um den vertriebenen Frauen, Männern und Kindern zu helfen und sicherzustellen, dass die vom jahrzehntelangen Krieg betroffenen Gemeinschaften nicht im Stich gelassen werden“, sagte van Meegen.

Seit Januar musste NRC zwei seiner Gemeinschaftszentren schließen, und zwei weitere sind in Gefahr, wenn im nächsten Monat keine angemessene Finanzierung bereitgestellt wird. Die Zentren spielten eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung afghanischer Rückkehrer*innen und Binnenvertriebenen durch die Bereitstellung von Unterkünften, Nahrungsmitteln, Rechtsbeistand und Überweisungen an Gesundheitsdienste, insbesondere für afghanische Frauen, die als Haupt ihrer Familien auf die Hilfe von Frauen für Frauen angewiesen sind. Der Verlust von weiblichen Mitarbeiterinnen der Hilfsorganisationen im ganzen Land schränkt den Zugang von Frauen und Kindern zu grundlegenden Diensten weiter ein und verschärft die Bedingungen, unter denen sie ihre Grundrechte nicht wahrnehmen können.

In Kahdestan, einer informellen Siedlung für Binnenvertriebene außerhalb der Stadt Herat, ist die plötzliche Einstellung der Dienste von Hilfsorganisationen deutlich zu spüren: „Die Mitarbeitenden von NRC waren früher jeden Tag in der Gemeinschaft präsent und kannten die Probleme der Menschen. Jetzt sind sie nicht [mehr] da, und fast alle Hilfsangebote sind weggefallen - die Bildungsangebote wurden eingestellt, und auch eine Gesundheitsstation, die es hier gab, wurde geschlossen. Jetzt wissen wir nicht, an wen wir uns wenden sollen“, sagte der 45-jährige Adbul-haq, der im Jahr 2017 aufgrund von Dürre und Konflikten aus der Provinz Badghis vertrieben wurde.

„Entscheidungen, die in fernen Hauptstädten ohne Rücksicht auf die Folgen für die Menschen vor Ort getroffen wurden, haben die humanitäre Hilfe für Afghanistan drastisch gekürzt und unsere Möglichkeiten, auf dringende Bedürfnisse zu reagieren, stark eingeschränkt. Diese drastischen Kürzungen der Entwicklungshilfe spiegeln die eklatante Missachtung der 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens wider, die die OECD-Länder für die Bedürftigsten bereitstellen sollten. Um katastrophale Folgen für Afghanistan zu vermeiden, muss die internationale Gemeinschaft sich stärker engagieren und sich verpflichten, einer Bevölkerung zu helfen, die jahrzehntelang unter Krieg und Vernachlässigung gelitten hat“, sagte Suze van Meegen.

Hinweise für die Redaktionen:

  • Fotos stehen hier kostenlos zur Verfügung.
  • NRC stellt seine Arbeit in Afghanistan aufgrund der ausgesetzten US-Finanzierung nicht ein. Die von anderen Gebern und Spender*innen unterstützte Arbeit wird fortgesetzt.
  • Aufgrund der Aussetzung und Kürzung der Finanzierung durch die USA sah sich NRC gezwungen, einige seiner Programme in Afghanistan einzustellen, darunter Gemeinschaftszentren sowie die Bereitstellung von Unterkünften und Existenzgrundlagen. Die Einstellung der Programme führte zur Schließung von zwei Provinzbüros und erforderte die Kündigung Dutzender Verträge, sowohl mit internationalen als auch mit afghanischen Mitarbeitenden.
  • NRC ist seit dem Jahr 2003 in Afghanistan tätig und leistet mit Unterstützung großzügiger Geber*innen wichtige Hilfe, um Menschen in Not direkt zu helfen. Dazu gehört die Bereitstellung von Unterkünften und Schutzdiensten für afghanische Vertriebene und Rückkehrer*innen aus den Nachbarländern.
  • Nach Angaben der Vereinten Nationen sind 22,9 Millionen Afghan*innen auf humanitäre Hilfe angewiesen.
  • Einer von drei Afghan*innen (mehr als 14 Millionen Menschen) weiß nach Angaben des Welternährungsprogramms (WFP) nicht, woher er/sie seine/ihre nächste Mahlzeit nehmen soll.
  • Im Jahr 2024 trugen die USA knapp 742 Millionen US-Dollar (ca. 687,12 Millionen Euro) zum 1,72 Milliarden US-Dollar (ca. 1,58 Milliarden Euro) umfassenden humanitären Hilfsplan für Afghanistan bei - das entspricht 43,4 Prozent der humanitären Mittel (UNOCHA Financial Tracking Service; OECD ODA Recipients).
  • Der Humanitäre Hilfsplan für 2025 für Afghanistan ist derzeit nur zu 13,3 Prozent finanziert (UNOCHA Financial Tracking Service).
  • Im Januar setzten die USA laufende Hilfsprojekte aus, was dazu führte, dass ein Großteil der von den USA finanzierten humanitären Maßnahmen ausgesetzt oder beendet wurde (Devex). Im Februar kündigte Großbritannien an, seine Entwicklungshilfe (ODA) von 0,5 % auf 0,3 % des Bruttonationaleinkommens zu senken (UK Government). Ebenfalls im Februar kündigte die niederländische Regierung eine Kürzung der Entwicklungshilfe um 2,4 Milliarden Euro ab 2027 an (Government of the Netherlands). Die französische Regierung kündigte an, die öffentliche Entwicklungshilfe um mehr als 2 Milliarden Euro zu kürzen, was fast 40% ihrer jährlichen Mittel entspricht (RFI). Auch die Regierungen der Schweiz, Schwedens, Deutschlands und Belgiens haben Kürzungen ihrer Entwicklungshilfebudgets angekündigt (Devex, Devex, SwissInfo, Development Today).

Für weitere Informationen oder zur Vereinbarung eines Interviews wenden Sie sich bitte an: 

  • Christian Jepsen, Asia Media and Communications Adviser, NRC Norwegian Refugee Council: jepsen@nrc.no, +254 706 248 391
  • Zoe-Marie Lodzik, Communication Adviser, NRC Deutschland: lodzik@nrc-hilft.de, +49 151 578 60663
  • NRC Norwegian Refugee Council weltweite Medien-Hotline: media@nrc.no, +47 905 62 329 

„In einer Zeit, in der Männer, Frauen und Kinder in Afghanistan dringend internationale Finanzierung und Unterstützung benötigen, sehen sich NRC und unsere Partner mit drastischen Mittelkürzungen seitens wichtiger Geber konfrontiert. Dies lässt uns keine andere Wahl, als unhaltbare Kürzungen bei unseren Aktivitäten vorzunehmen, was die Lebensgrundlagen der am stärksten gefährdeten und verarmten Gemeinschaften weiter gefährdet“, sagte Suze van Meegen, Interims-Landesdirektorin von NRC in Afghanistan.

„Wie viele andere humanitäre Organisationen war auch NRC Afghanistan gezwungen, Büros in mehreren Provinzen zu schließen und viele engagierte und professionelle Mitarbeitenden zu entlassen, was sich besonders negativ auf weibliche Mitarbeiterinnen auswirkte. Die Folgen dieser Mittelkürzungen sind weitreichend. Sie reichen von Gemeinschaften, die keinen Zugang mehr zu grundlegender Hilfe haben, bis hin zu Tausenden von erfahrenen afghanischen Mitarbeiter*innen, die ihre Existenzgrundlage verloren haben“, so van Meegen.

Im Januar setzten die Vereinigten Staaten (USA) laufende Hilfsprojekte aus, so dass ein Großteil der von den USA finanzierten humanitären Arbeit eingestellt oder beendet werden musste. Andere Regierungen - darunter Belgien, Frankreich, Deutschland, die Niederlande, Schweden, die Schweiz und Großbritannien - haben ebenfalls angekündigt, ihre globalen Hilfsgelder in den kommenden Jahren zu kürzen, was bedeutet, dass für die Bedürftigsten der Welt deutlich weniger Hilfe zur Verfügung steht.

„Dies ist die schwierigste Situation, mit der NRC Afghanistan in seiner 22-jährigen Geschichte konfrontiert war. Ich möchte jedoch betonen, dass NRC Afghanistan seine Arbeit nicht einstellt. Wir bleiben weiterhin in Afghanistan, um den vertriebenen Frauen, Männern und Kindern zu helfen und sicherzustellen, dass die vom jahrzehntelangen Krieg betroffenen Gemeinschaften nicht im Stich gelassen werden“, sagte van Meegen.

Seit Januar musste NRC zwei seiner Gemeinschaftszentren schließen, und zwei weitere sind in Gefahr, wenn im nächsten Monat keine angemessene Finanzierung bereitgestellt wird. Die Zentren spielten eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung afghanischer Rückkehrer*innen und Binnenvertriebenen durch die Bereitstellung von Unterkünften, Nahrungsmitteln, Rechtsbeistand und Überweisungen an Gesundheitsdienste, insbesondere für afghanische Frauen, die als Haupt ihrer Familien auf die Hilfe von Frauen für Frauen angewiesen sind. Der Verlust von weiblichen Mitarbeiterinnen der Hilfsorganisationen im ganzen Land schränkt den Zugang von Frauen und Kindern zu grundlegenden Diensten weiter ein und verschärft die Bedingungen, unter denen sie ihre Grundrechte nicht wahrnehmen können.

In Kahdestan, einer informellen Siedlung für Binnenvertriebene außerhalb der Stadt Herat, ist die plötzliche Einstellung der Dienste von Hilfsorganisationen deutlich zu spüren: „Die Mitarbeitenden von NRC waren früher jeden Tag in der Gemeinschaft präsent und kannten die Probleme der Menschen. Jetzt sind sie nicht [mehr] da, und fast alle Hilfsangebote sind weggefallen - die Bildungsangebote wurden eingestellt, und auch eine Gesundheitsstation, die es hier gab, wurde geschlossen. Jetzt wissen wir nicht, an wen wir uns wenden sollen“, sagte der 45-jährige Adbul-haq, der im Jahr 2017 aufgrund von Dürre und Konflikten aus der Provinz Badghis vertrieben wurde.

„Entscheidungen, die in fernen Hauptstädten ohne Rücksicht auf die Folgen für die Menschen vor Ort getroffen wurden, haben die humanitäre Hilfe für Afghanistan drastisch gekürzt und unsere Möglichkeiten, auf dringende Bedürfnisse zu reagieren, stark eingeschränkt. Diese drastischen Kürzungen der Entwicklungshilfe spiegeln die eklatante Missachtung der 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens wider, die die OECD-Länder für die Bedürftigsten bereitstellen sollten. Um katastrophale Folgen für Afghanistan zu vermeiden, muss die internationale Gemeinschaft sich stärker engagieren und sich verpflichten, einer Bevölkerung zu helfen, die jahrzehntelang unter Krieg und Vernachlässigung gelitten hat“, sagte Suze van Meegen.

Hinweise für die Redaktionen:

  • Fotos stehen hier kostenlos zur Verfügung.
  • NRC stellt seine Arbeit in Afghanistan aufgrund der ausgesetzten US-Finanzierung nicht ein. Die von anderen Gebern und Spender*innen unterstützte Arbeit wird fortgesetzt.
  • Aufgrund der Aussetzung und Kürzung der Finanzierung durch die USA sah sich NRC gezwungen, einige seiner Programme in Afghanistan einzustellen, darunter Gemeinschaftszentren sowie die Bereitstellung von Unterkünften und Existenzgrundlagen. Die Einstellung der Programme führte zur Schließung von zwei Provinzbüros und erforderte die Kündigung Dutzender Verträge, sowohl mit internationalen als auch mit afghanischen Mitarbeitenden.
  • NRC ist seit dem Jahr 2003 in Afghanistan tätig und leistet mit Unterstützung großzügiger Geber*innen wichtige Hilfe, um Menschen in Not direkt zu helfen. Dazu gehört die Bereitstellung von Unterkünften und Schutzdiensten für afghanische Vertriebene und Rückkehrer*innen aus den Nachbarländern.
  • Nach Angaben der Vereinten Nationen sind 22,9 Millionen Afghan*innen auf humanitäre Hilfe angewiesen.
  • Einer von drei Afghan*innen (mehr als 14 Millionen Menschen) weiß nach Angaben des Welternährungsprogramms (WFP) nicht, woher er/sie seine/ihre nächste Mahlzeit nehmen soll.
  • Im Jahr 2024 trugen die USA knapp 742 Millionen US-Dollar (ca. 687,12 Millionen Euro) zum 1,72 Milliarden US-Dollar (ca. 1,58 Milliarden Euro) umfassenden humanitären Hilfsplan für Afghanistan bei - das entspricht 43,4 Prozent der humanitären Mittel (UNOCHA Financial Tracking Service; OECD ODA Recipients).
  • Der Humanitäre Hilfsplan für 2025 für Afghanistan ist derzeit nur zu 13,3 Prozent finanziert (UNOCHA Financial Tracking Service).
  • Im Januar setzten die USA laufende Hilfsprojekte aus, was dazu führte, dass ein Großteil der von den USA finanzierten humanitären Maßnahmen ausgesetzt oder beendet wurde (Devex). Im Februar kündigte Großbritannien an, seine Entwicklungshilfe (ODA) von 0,5 % auf 0,3 % des Bruttonationaleinkommens zu senken (UK Government). Ebenfalls im Februar kündigte die niederländische Regierung eine Kürzung der Entwicklungshilfe um 2,4 Milliarden Euro ab 2027 an (Government of the Netherlands). Die französische Regierung kündigte an, die öffentliche Entwicklungshilfe um mehr als 2 Milliarden Euro zu kürzen, was fast 40% ihrer jährlichen Mittel entspricht (RFI). Auch die Regierungen der Schweiz, Schwedens, Deutschlands und Belgiens haben Kürzungen ihrer Entwicklungshilfebudgets angekündigt (Devex, Devex, SwissInfo, Development Today).

Für weitere Informationen oder zur Vereinbarung eines Interviews wenden Sie sich bitte an: 

  • Christian Jepsen, Asia Media and Communications Adviser, NRC Norwegian Refugee Council: jepsen@nrc.no, +254 706 248 391
  • Zoe-Marie Lodzik, Communication Adviser, NRC Deutschland: lodzik@nrc-hilft.de, +49 151 578 60663
  • NRC Norwegian Refugee Council weltweite Medien-Hotline: media@nrc.no, +47 905 62 329