Um Adam aus Al Geneina, Darfur, neben ihrem zerstörten Haus. Ihr Haus wurde zu Beginn der Kämpfe vor zwei Jahren zerstört, jetzt lebt sie in einer provisorischen Unterkunft aus Plastikplanen und Ästen. Foto: Karl Schembri/NRC

Sudans dunkelste Stunde

Stellungnahme von Jan Egeland, Generalsekretär des Norwegian Refugee Council (NRC), zum zweiten Jahrestag der Sudan-Krise:
Pressemitteilung
Veröffentlicht 08. Apr. 2025

„Diese Woche blicken wir auf zwei Jahre Krieg im Sudan zurück, der mit der Vertreibung von fast 15 Millionen Menschen eine der schlimmsten Krisen unserer Generation verursacht hat. Bewaffnete Männer haben über 700 Tage und Nächte lang ungestraft wehrlose Zivilist*innen angegriffen. Die Zivilbevölkerung wurde nicht geschützt und die Friedensbemühungen sind gescheitert.

„Wir sind Zeugen eines Zusammentreffens katastrophaler Faktoren - die weit verbreitete Gewalt, die zum schlimmsten humanitären Zusammenbruch in der Geschichte des Sudan geführt hat, wird durch die bisher schärfsten Kürzungen der US-Finanzhilfe noch verstärkt, zu denen sich noch die Kürzungen mehrerer europäischer Geber gesellen. Programme, die einst lebenswichtige Unterstützung boten, mussten eingestellt werden, wodurch Millionen Menschen die grundlegenden Mittel zum Überleben fehlen. Rund 25 Millionen Menschen leiden unter einer verheerenden Hungersnot, und dennoch sind wir gezwungen, unsere Unterstützung für Landwirt*innen einzustellen, deren Erzeugnisse unverzichtbar sind, um eine Hungersnot dort zu verhindern, wo sie noch nicht ausgebrochen ist. Wir mussten Hilfszentren für Vertriebene und gefährdete Menschen schließen, in denen sie unsere Dienste in Anspruch nehmen konnten. Und wir mussten die Bildung für Tausende von Kindern einschränken, die sie dringend benötigen. Dies ist die dunkelste Stunde für den Sudan.

„Die Nachbarländer, die mehr als drei Millionen Flüchtlinge und Rückkehrende aufgenommen haben, darunter der Tschad und der Südsudan, tragen nun die Last der Flüchtlingsströme, während sie selbst mit Krisen zu kämpfen haben. Dies ist nicht nur ein politisches, sondern auch ein moralisches Versagen. Wir dürfen nicht zulassen, dass Eigeninteressen unsere grundlegende Verantwortung, Leben zu retten, überschatten.

„Ich rufe die internationale Gemeinschaft auf, diese fehlgeleiteten Mittelumschichtungen rückgängig zu machen und sich erneut dem Schutz der Menschlichkeit zu verpflichten. Wie wir in diesem kritischen Moment handeln, wird darüber entscheiden, ob wir Mitgefühl zeigen oder den Konflikt über die Zukunft unserer gemeinsamen Menschlichkeit stellen.“

Hinweise für die Redaktionen:

  • B-Roll und Fotos aus dem Sudan und der Region stehen hier zur freien Verfügung.
  • Schätzungsweise 11,5 Millionen Menschen wurden innerhalb des Sudans vertrieben und 3,5 Millionen mussten in Nachbarländer wie Tschad, Ägypten, Südsudan, Äthiopien, Libyen und Uganda fliehen (UN OCHA, IOM).
  • Rund 25 Millionen Menschen – die Hälfte der sudanesischen Bevölkerung – sind dringend auf Nahrungsmittel angewiesen, davon stehen 1,5 Millionen am Rande einer Hungersnot.
  • NRC hat im vergangenen Jahr über 1 Million Menschen in allen Bundesstaaten des Sudan unterstützt, direkt und über Partner*innen und lokale Einsatzkräfte. Dies ist doppelt so viel wie im Jahr 2023.
  • NRC hat über 43 nationale Partner*innen und wir unterstützen lokale Einsatzgruppen im ganzen Land.
  • Im Jahr 2024, als die humanitäre Gemeinschaft im Sudan 2,7 Milliarden US-Dollar (ca. 2,45 Milliarden Euro) benötigte, um die dringendsten Bedürfnisse von 14,7 Millionen Menschen zu decken, gingen 1,8 Milliarden US-Dollar (ca. 1,63 Milliarden Euro) ein, von denen die Vereinigten Staaten fast die Hälfte (805,7 Millionen US-Dollar, ca. 735,07 Millionen Euro) Schätzungsweise 4,4 Millionen Menschen im gesamten Sudan erhielten dank der US-Finanzierung im Jahr 2024 irgendeine Form von humanitärer Hilfe (OCHA).
  • Im Jahr 2025 benötigen humanitäre Akteur*innen 4,16 Milliarden US-Dollar (ca. 3,78 Milliarden Euro), um 20,9 Millionen Menschen im Sudan zu erreichen. Bis zum 7. April waren nur 9,9 Prozent davon finanziert.
  • Der regionale Flüchtlingsreaktionsplan für 2025 sieht 1,18 Milliarden US-Dollar (ca. 1,06 Milliarden Euro) vor, um die Hilfe für 5 Millionen Flüchtlinge, Rückkehrenden, Drittstaatsangehörige und Aufnahmegemeinschaften in sieben Nachbarländern zu finanzieren. Bis März 2025 wurden nur 6 % der Mittel zugesagt. Im vergangenen Jahr wurden nur 31 % des 1,5 Milliarden Dollar schweren Flüchtlingsplans finanziert, 91 Millionen US-Dollar (ca. 83,07 Millionen Euro) allein von den USA.

Für weitere Informationen oder zur Vereinbarung eines Interviews wenden Sie sich bitte an:

  • Karl Schembri, Regional Media Adviser, NRC Norwegian Refugee Council in Nairobi: karl.schembri@nrc.no, +254 741 664562
  • Zoe-Marie Lodzik, Communication Adviser, NRC Deutschland: zoemarie.lodzik@nrc-hilft.de, +49 151 578 60663
  • NRC Norwegian Refugee Council weltweite Medien-Hotline: media@nrc.no, +47 905 62 329

„Diese Woche blicken wir auf zwei Jahre Krieg im Sudan zurück, der mit der Vertreibung von fast 15 Millionen Menschen eine der schlimmsten Krisen unserer Generation verursacht hat. Bewaffnete Männer haben über 700 Tage und Nächte lang ungestraft wehrlose Zivilist*innen angegriffen. Die Zivilbevölkerung wurde nicht geschützt und die Friedensbemühungen sind gescheitert.

„Wir sind Zeugen eines Zusammentreffens katastrophaler Faktoren - die weit verbreitete Gewalt, die zum schlimmsten humanitären Zusammenbruch in der Geschichte des Sudan geführt hat, wird durch die bisher schärfsten Kürzungen der US-Finanzhilfe noch verstärkt, zu denen sich noch die Kürzungen mehrerer europäischer Geber gesellen. Programme, die einst lebenswichtige Unterstützung boten, mussten eingestellt werden, wodurch Millionen Menschen die grundlegenden Mittel zum Überleben fehlen. Rund 25 Millionen Menschen leiden unter einer verheerenden Hungersnot, und dennoch sind wir gezwungen, unsere Unterstützung für Landwirt*innen einzustellen, deren Erzeugnisse unverzichtbar sind, um eine Hungersnot dort zu verhindern, wo sie noch nicht ausgebrochen ist. Wir mussten Hilfszentren für Vertriebene und gefährdete Menschen schließen, in denen sie unsere Dienste in Anspruch nehmen konnten. Und wir mussten die Bildung für Tausende von Kindern einschränken, die sie dringend benötigen. Dies ist die dunkelste Stunde für den Sudan.

„Die Nachbarländer, die mehr als drei Millionen Flüchtlinge und Rückkehrende aufgenommen haben, darunter der Tschad und der Südsudan, tragen nun die Last der Flüchtlingsströme, während sie selbst mit Krisen zu kämpfen haben. Dies ist nicht nur ein politisches, sondern auch ein moralisches Versagen. Wir dürfen nicht zulassen, dass Eigeninteressen unsere grundlegende Verantwortung, Leben zu retten, überschatten.

„Ich rufe die internationale Gemeinschaft auf, diese fehlgeleiteten Mittelumschichtungen rückgängig zu machen und sich erneut dem Schutz der Menschlichkeit zu verpflichten. Wie wir in diesem kritischen Moment handeln, wird darüber entscheiden, ob wir Mitgefühl zeigen oder den Konflikt über die Zukunft unserer gemeinsamen Menschlichkeit stellen.“

Hinweise für die Redaktionen:

  • B-Roll und Fotos aus dem Sudan und der Region stehen hier zur freien Verfügung.
  • Schätzungsweise 11,5 Millionen Menschen wurden innerhalb des Sudans vertrieben und 3,5 Millionen mussten in Nachbarländer wie Tschad, Ägypten, Südsudan, Äthiopien, Libyen und Uganda fliehen (UN OCHA, IOM).
  • Rund 25 Millionen Menschen – die Hälfte der sudanesischen Bevölkerung – sind dringend auf Nahrungsmittel angewiesen, davon stehen 1,5 Millionen am Rande einer Hungersnot.
  • NRC hat im vergangenen Jahr über 1 Million Menschen in allen Bundesstaaten des Sudan unterstützt, direkt und über Partner*innen und lokale Einsatzkräfte. Dies ist doppelt so viel wie im Jahr 2023.
  • NRC hat über 43 nationale Partner*innen und wir unterstützen lokale Einsatzgruppen im ganzen Land.
  • Im Jahr 2024, als die humanitäre Gemeinschaft im Sudan 2,7 Milliarden US-Dollar (ca. 2,45 Milliarden Euro) benötigte, um die dringendsten Bedürfnisse von 14,7 Millionen Menschen zu decken, gingen 1,8 Milliarden US-Dollar (ca. 1,63 Milliarden Euro) ein, von denen die Vereinigten Staaten fast die Hälfte (805,7 Millionen US-Dollar, ca. 735,07 Millionen Euro) Schätzungsweise 4,4 Millionen Menschen im gesamten Sudan erhielten dank der US-Finanzierung im Jahr 2024 irgendeine Form von humanitärer Hilfe (OCHA).
  • Im Jahr 2025 benötigen humanitäre Akteur*innen 4,16 Milliarden US-Dollar (ca. 3,78 Milliarden Euro), um 20,9 Millionen Menschen im Sudan zu erreichen. Bis zum 7. April waren nur 9,9 Prozent davon finanziert.
  • Der regionale Flüchtlingsreaktionsplan für 2025 sieht 1,18 Milliarden US-Dollar (ca. 1,06 Milliarden Euro) vor, um die Hilfe für 5 Millionen Flüchtlinge, Rückkehrenden, Drittstaatsangehörige und Aufnahmegemeinschaften in sieben Nachbarländern zu finanzieren. Bis März 2025 wurden nur 6 % der Mittel zugesagt. Im vergangenen Jahr wurden nur 31 % des 1,5 Milliarden Dollar schweren Flüchtlingsplans finanziert, 91 Millionen US-Dollar (ca. 83,07 Millionen Euro) allein von den USA.

Für weitere Informationen oder zur Vereinbarung eines Interviews wenden Sie sich bitte an:

  • Karl Schembri, Regional Media Adviser, NRC Norwegian Refugee Council in Nairobi: karl.schembri@nrc.no, +254 741 664562
  • Zoe-Marie Lodzik, Communication Adviser, NRC Deutschland: zoemarie.lodzik@nrc-hilft.de, +49 151 578 60663
  • NRC Norwegian Refugee Council weltweite Medien-Hotline: media@nrc.no, +47 905 62 329