Unsere Arbeit in der schlimmsten Gesundheitskrise im Irak

Im vergangenen Sommer fand im Gouvernement Basra im Süden des Iraks eine Welle von Protesten statt, mit denen die Bevölkerung besseren Zugang zu Versorgungsleistungen forderte. Die Kontamination des Wassers stieg rasant an und viele Haushalte des Gouvernements hatten keinen Zugang zu sauberem Wasser mehr.

Schlimmste Gesundheitskrise seit Jahrzehnten

Die Situation verschärfte sich so weit, dass viele sie als die schlimmste Gesundheitskrise im Irak seit Jahrzehnten bezeichnen. Über 100.000 Menschen mussten wegen wasserverursachter Krankheiten im Krankenhaus behandelt werden.

Die Wasserknappheit in den ländlichen Regionen Basras und anderen südlichen Gouvernements haben Tausende Menschen gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen. Allein im August letzten Jahres wurden etwa 3.780 Menschen vertrieben. Darüber hinaus hat der Mangel an sauberem Wasser innerhalb der Gemeinden zu Spannungen und Gewalt geführt.

Wussten Sie, dass Sie für nur 30 Euro Familien helfen können, Zugang zu sauberem Wasser zu bekommen? 

Hohes Risiko für wasserbedingte Krankheiten

Als die NRC Flüchtlingshilfe die Situation in Basra begutachtete, nannten lokale Bildungsbeamte, Eltern und Lehrkräfte den Zustand von Wasser und sanitären Einrichtungen als oberstes Anliegen. Über 277.000 Kinder liefen Gefahr, sich mit wasserübertragbaren Krankheiten zu infizieren. Die Einrichtungen in den Schulen sind heruntergekommen. Dass man einfach einen Wasserhahn aufdrehen kann, um sauberes Wasser zum Händewaschen oder Trinken zu bekommen, gibt es nur noch selten.

Defekte Toiletten und trockene Rohre in Verbindung mit überfüllten Klassenräumen machen die Schulen zu Brutstätten für Epidemien, was wiederum zu einer erhöhten Anzahl von Schulabbrechern führt.

„Meine Freunde wurden vom Wasser krank“

Lehrkräfte und Kinder berichteten uns, dass viele Kinder wegen Durchfall, Erbrechen, Ausschlägen und Krätze ins Krankenhaus eingeliefert wurden.

Seham Aziz, 14, aus Basra, geht in die sechste Klasse der Grundschule. Sie beschreibt ihre Schule als unhygienisch: „In meiner Schule ist das Lernen sehr schwierig. Viele meiner Freunde kommen nicht mehr zur Schule, weil sie vom Wasser hier krank geworden sind. Mein Bruder wurde krank, weil er salziges Wasser trank, und musste ins Krankenhaus.“

In ihrer Klasse sind etwa 80 Kinder und es gibt nie genügend Plätze, damit jeder seinen eigenen Tisch hat. Bei Prüfungen müssen sich vier Kinder einen Tisch teilen. Manchmal sitzen sie auch auf dem Boden neben der Tür oder dem Abfalleimer. „Es gab nur eine Toilette für die ganze Schule und die funktionierte meistens nicht“, erzählt Seham uns.

Faihaa school, as more than 800 in Basra, has deteriorated toilets and water infrastructure. Only  4 latrines still barely work for more than 670 students. 

The broken WASH infrastructure combined with the general water scarcity and pollution in the city results in sporadic water flowing from the taps. It is common to see boys and girls waiting their turn in line to go to the toilets, sometimes for half an hour.  Others prefer to wait until they go home, impacting their ability to concentrate and making them feel fatigued.

Photo: Tom Peyre-Costa/NRC
Lehrer und Schüler in Basra's Schulen haben uns erzählt, dass viele Kinder mit Symptomen wie Durchfall, Erbrechen, Hautausschlägen und Krätze ins Krankenhaus gebracht werden mussten. Es bildeten sich schon lange Schlangen vor den Schultoiletten, andere warteten bis sie wieder nach Hause kamen. Foto: Tom Peyre-Costa/NRC

Schulen aus den 1970ern

Hani Ibrahim, Schulleiter in Basra, beschreibt die Situation in seiner Grundschule: “Die Schule wurde in den 1970ern erbaut und seitdem nicht renoviert. Sie sollte eigentlich im Jahr 2014 wieder aufgebaut werden, was aber nicht passiert ist.“

Viele Schulen in Basra haben zwei bis drei Schichten pro Tag. Tausende von Kindern teilen sich ein und dasselbe Gebäude und dieselben unhygienischen Zustände. Die meisten Familien können sich Wasser in Flaschen nicht leisten, da es aufgrund der Krise sehr teuer geworden ist.

„Die Toiletten in der Schule waren defekt, es gab kein sauberes Wasser, keine Türen, keine Beleuchtung. Wir brauchten dringend Toiletten und Wasserhähne für die Kinder“, sagt Hani. „An manchen Tagen dachte ich darüber nach, die Schule zu schließen, weil so viele Kinder Durchfall hatten.“

Wie wir reagiert haben

Obwohl die Wasserkrise in Basra im vergangenen Sommer internationale Aufmerksamkeit erfahren hat, wurde nur sehr wenig getan. NRC sah die Notwendigkeit, auf die sich abzeichnende humanitäre Krise im Südirak zu reagieren, bevor die Lage noch schlimmer wurde.

Wir schickten unsere Fachleute und in Sehams Schule und elf weitere, um Wassertanks zu installieren und Armaturen und Toiletten zu reparieren. Mit Unterstützung durch das norwegische Außenministerium (NMFA) haben wir dafür gesorgt, dass über 21.000 Kinder für die kommenden Jahre eine sichere und hygienische Lernumgebung haben.

„Früher konnten wir de Toiletten nicht benutzen, und wenn es nicht anders ging, mussten wir die Hände danach mit schmutzigem Wasser waschen. Jetzt sind die Toiletten sauber und wir müssen uns keine Sorgen mehr machen“, erklärt Seham.

Was wir getan haben, ist ein Anfang, aber trotzdem nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Über 500 Schulen in Basra haben keine angemessenen Wasser- und Sanitäreinrichtungen. Dies ist ein konkretes Beispiel, was getan werden kann und getan werden sollte, um die irakischen Kinder noch vor dem kommenden Sommer vor wasserverursachten Krankheiten zu schützen.

NRC WASH specialists are working in Basra to provide schools with the financial and technical resources to rehabilitate their water tanks and toilets in order to prevent the spread of cholera and water-borne diseases as children return to school.

Photo: Tom Peyre-Costa/NRC
Die NRC Flüchtlingshilfe schickte Fachpersonal in 12 Schulen in Basra, um Wassertanks zu installieren und Armaturen und Toiletten zu reparieren. Mit Unterstützung durch das norwegische Außenministerium (NMFA) haben wir dafür gesorgt, dass über 21.000 Kinder für die kommenden Jahre eine sichere und hygienische Lernumgebung haben.

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