In 20 vom Rest des Landes abgeschnittenen Orten, in denen eine halbe Million Menschen leben, erhielten im vergangenen Jahr weniger als 5.000 Menschen Hilfe von internationalen Nichtregierungsorganisationen (NRO) und ihren lokalen Partnern. Dies geht aus einer kürzlich durchgeführten internen Umfrage von FONGIH hervor, einem Forum von über 60 in Burkina Faso tätigen internationalen Organisationen.
Neben fehlenden Finanzmitteln sind Lücken im humanitären Flugdienst sowie Unsicherheit und erhöhte Risiken für die Beschäftigten die drei häufigsten Gründe, die von Organisationen genannt wurden, weswegen es ihnen nicht gelang, in bestimmten Gebieten, in denen sie tätig werden wollten, Hilfe zu leisten.
Die Luftbrücke der UNHAS war zwar eine Rettungsleine für schätzungsweise 2 Millionen Zivilisten, die im ganzen Land unter der Blockade leben, doch aufgrund der begrenzten Ressourcen mit nur einem Frachthubschrauber und der Vielzahl der eingeschlossenen Gebiete war es unmöglich, alle Gebiete per Flugzeug zu versorgen. Inzwischen kostet der Transport von Hilfsgütern über UNHAS 12-mal mehr als auf dem Landweg, was eine erhebliche finanzielle Belastung für die Hilfsorganisationen darstellt, während gleichzeitig die humanitäre Hilfe im Land weitgehend unterfinanziert bleibt.
„Nur etwa ein Drittel der Mittel, die zur Deckung der dringendsten humanitären Bedürfnisse in Burkina Faso erforderlich sind, wurden im vergangenen Jahr tatsächlich bereitgestellt", so Rachel Mikanagu, Direktorin der FONGIH. „Da es äußerst kostspielig ist, in den eingeschlossenen Gebieten Hilfe zu leisten, veranlasst der Mangel an finanziellen Mitteln die Organisationen häufig dazu, den Bedürftigen in anderen Teilen des Landes den Vorrang zu geben. Dies führt zu einer äußerst besorgniserregenden Situation, in der die Bevölkerung, die bereits von ihrem Ackerland und ihren Lebensgrundlagen abgeschnitten ist, nun auch noch viel weniger lebensrettende Hilfe erhält - und damit doppelt belastet wird."
„Wir fühlen uns von denen vergessen, die humanitäre Hilfe leisten können", sagte Hawa, eine Mutter von sechs Kindern, die vor fünf Jahren nach Gorgadji in der Sahelzone geflohen ist. Zunächst war sie auf humanitäre Hilfe angewiesen, während sie gleichzeitig im Busch Blätter für den Verkauf und die Ernährung ihrer Familie sammelte. Nachdem die Bewegungsfreiheit eingeschränkt wurde, konnte sie sich nicht mehr in den Außenbezirken der Stadt bewegen, und die Hilfe versiegte. „Niemand kommt zu uns. Wir hören von humanitären Organisationen, aber wir treffen sie nicht mehr", sagt sie.
Achtzig Prozent der Interventionen der internationalen Organisationen in den eingeschlossenen Gebieten konzentrierten sich im vergangenen Jahr nur auf zehn Städte, oft solche, in denen sich eine große Zahl von Binnenvertriebenen aufhielt und in denen genügend Daten über den humanitären Bedarf gesammelt worden waren. Djibo, wo seit Anfang 2022 über eine Viertelmillion Menschen unter einer Blockade leben, erhielt 2023 mehr Hilfe von internationalen NRO und ihren lokalen Partnern als alle anderen eingeschlossenen Gebiete. Trotz dieser Bemühungen ist der Bedarf nach wie vor hoch. Durch die Unterbrechung der UNHAS-Flüge nach Djibo aus Sicherheitsgründen von Mitte Oktober bis Ende Dezember wurde die humanitäre Hilfe in dieser Zeit erheblich eingeschränkt.
„Die Geberländer müssen ihre Unterstützung jetzt verstärken", sagte Mikanagu. „Ohne eine dringende Mobilisierung von Mitteln werden sich die Lücken weiter vergrößern und eine wachsende Zahl von Bedürftigen von der humanitären Hilfe ausgeschlossen bleiben. Gleichzeitig müssen wir als humanitäre Akteure die Prioritäten für diese Gebiete besser setzen."
Die FONGIH erneuert die Ende 2022 vom UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths während seines Besuchs in Burkina Faso erhobene Forderung, "die Straßen wieder zu öffnen, damit die humanitären Organisationen ihre Güter auf dem Landweg ohne Militäreskorte transportieren können".