Einige Monate nach der Befreiung des Dorfes kehrten Natalia und ihre Familie trotz der Nähe zur Frontlinie nach Jarowa zurück. Foto: Ingebjørg Kårstad/NRC

Die Ukraine drei Jahre später: Starker Anstieg des Grundbedarfs entlang der Frontlinie

Die Zahl der Menschen, die an der Frontlinie in der Ukraine Medikamente, Lebensmittel oder Wasser benötigen, ist in den vergangenen vier Monaten stark gestiegen, warnt das Norwegian Refugee Council (NRC).
Pressemitteilung
Veröffentlicht 20. Feb. 2025

Nach neuen Angaben des NRC ist der Anteil der Haushalte, die Bedarf an Nahrungsmittel- und Wasserversorgung melden, von 44 Prozent im September 2024 auf 70 Prozent zu Beginn des Jahres 2025 gestiegen. Im gleichen Zeitraum stieg der Anteil der Haushalte, die einen Bedarf an Medikamenten angaben, von 57 Prozent auf 69 Prozent.

„Nach drei Jahren ist die Lage in den vom Krieg stark betroffenen Gebieten schlimmer denn je. Immer mehr Menschen haben Schwierigkeiten, ihre Familien mit Lebensmitteln und Medikamenten zu versorgen, und das in Gebieten, in denen es für humanitäre Hilfskräfte immer gefährlicher wird zu arbeiten“, sagte Marit Glad, Landesdirektorin von NRC in der Ukraine.

Das Leben der Ukrainer*innen an der Frontlinie wird immer schwieriger. Ständige Bombardierungen und Angriffe schränken die Versorgung mit grundlegenden Dienstleistungen und humanitärer Hilfe ein und stellen eine ständige Bedrohung für die dort lebenden Menschen dar. Häufig handelt es sich dabei um ältere Menschen, die im Jahr 2024 fast die Hälfte der zivilen Todesopfer in den Frontgebieten ausmachten. Gleichzeitig verzeichnet das NRC einen anhaltenden Strom von Vertriebenen, die aus stabileren Teilen der Ukraine in die Frontgebiete zurückkehren, während sie versuchen, mit dem Druck der Vertreibung umzugehen.

„Das Leben als Binnenvertriebene ist hart“, sagte Natalia dem NRC. Sie ist aus der Westukraine in ihre Heimatstadt zurückgekehrt, die nur 20 Kilometer von der Frontlinie entfernt liegt. “Als Binnenvertriebene war es schwierig, eine Unterkunft zu finden, und die Mieten waren hoch. Es war auch schwierig, ein stabiles Einkommen zu finden. Wir sehnten uns alle nach unserem Zuhause.“

Menschen, die seit vielen Monaten oder gar Jahren auf der Flucht sind, zeigen besorgniserregende Anzeichen dafür, dass sie mit der Situation fern der Heimat nur schwer zurechtkommen. Nach drei Jahren haben viele kaum noch etwas zu verkaufen, Familien und Freunde können sich nicht mehr gegenseitig unterstützen. Fast 40 Prozent der Vertriebenen in der Ukraine geben an, dass sie fast alle Ersparnisse aufgebraucht haben und sich zunehmend verschulden. Für viele bleibt nur die Rückkehr in ihre Häuser, auch wenn diese beschädigt sind und nahe an der Frontlinie liegen.

„Schutzbedürftige vertriebene Ukrainer*innen sind gezwungen, schmerzhafte Entscheidungen zu treffen - entweder weit weg von zu Hause zu bleiben, wo die Hilfe abnimmt, die Aussichten auf Arbeit begrenzt sind und die Lebenshaltungskosten steigen, oder in die am stärksten vom Konflikt betroffenen Gebiete zurückzukehren, wo es immer noch an Sicherheit und grundlegenden Dienstleistungen mangelt“, sagte Glad.

Die humanitäre Hilfe stellt eine Lebenslinie für diejenigen dar, die dringend Unterstützung benötigen. Diese ist nun jedoch gefährdet, da die zunehmende Unsicherheit über die Finanzierung durch die USA die Bereitstellung der grundlegenden Hilfe, insbesondere in den Frontgebieten, beeinträchtigt.

„Wir sind sehr besorgt, dass die Unterstützung für Vertriebene und vom Konflikt betroffene Menschen in der Ukraine gekürzt werden soll. Nach drei Jahren sollten wir ihnen helfen, ihr Leben wieder aufzubauen, anstatt sie in einen Kreislauf von Vertreibung und Verlust zu zwingen“, sagte Glad. "Wir brauchen die Unterstützung aller Geber*innen, um sicherzustellen, dass die Menschen die Hilfe bekommen, die sie brauchen, und zwar dort, wo sie sie brauchen.“

Hinweise für die Redaktionen:

  • Fotos und B-Roll stehen hier kostenlos zur Verfügung.
  • NRC ist seit 2014 in der Ukraine vertreten und leistet Nothilfe, stellt Unterkünfte zur Verfügung und unterstützt vertriebene Gemeinschaften und Rückkehrende mit Bargeld.
  • Der Anteil der Haushalte, die innerhalb von 15 Kilometern von der Front auf Nahrungsmittel- und Wasserhilfe angewiesen sind, ist nach Angaben des NRC von 44 Prozent im September 2024 auf 70 Prozent zu Beginn des Jahres 2025 gestiegen. Im gleichen Zeitraum stieg der Anteil derer, die Medikamente benötigen, von 57 auf 69 Prozent. Dies basiert auf Daten, die das NRC im Januar 2025 bei 77.705 Haushalten und im September 2024 bei 116.029 Haushalten in der Ukraine, jeweils in einem Umkreis von 15 Kilometern von den Frontlinien, erhoben hat.
  • Aus den Daten des NRC geht hervor, dass fast 40 Prozent der befragten Binnenvertriebenen angaben, über weniger als 5.000 UAH (ca. 114 Euro) an Ersparnissen zu verfügen, während sie zwischen 1 und 500.000 UAH (ca. 0,96 bis 11.500 Euro) Schulden angehäuft hatten. Diese Zahlen basieren auf Daten, die im Januar 2025 in 191.794 Haushalten in der gesamten Ukraine erhoben wurden.
  • Obwohl Menschen über 60 Jahre nur 25 Prozent der Gesamtbevölkerung der Ukraine ausmachen, waren 2024 fast die Hälfte der zivilen Todesopfer und mehr als ein Drittel der Verletzten an der Front ältere Menschen. (OHCHR)
  • REACH schätzt, dass seit Februar 2022 etwa 1,6 Millionen Menschen in Gebiete innerhalb von 30 Kilometern von der Frontlinie zurückgekehrt sind, trotz anhaltender Gewalt und Unsicherheit. Auch wenn die Feindseligkeiten zugenommen haben und sich die Sicherheitslage in den Gebieten entlang der Frontlinie im ersten Halbjahr 2024 verschlechtert hat, deuten die Daten darauf hin, dass die Menschen weiterhin in diese Gebiete zurückkehren. (REACH)
  • Im Rahmen des Humanitären Bedarfs- und Reaktionsplans 2024 wurden insgesamt 3,11 Milliarden US-Dollar (ca. 2,97 Milliarden Euro) benötigt, um Hilfe für 14,6 Millionen bedürftige Menschen bereitzustellen. Der Plan wurde im Laufe des Jahres mit 2,29 Milliarden US-Dollar (ca. 2,19 Milliarden Euro) finanziert, wovon 30,8 Prozent von der US-Regierung bereitgestellt wurden. (OCHA)

Für weitere Informationen oder zur Vereinbarung eines Interviews wenden Sie sich bitte an: 

  • Zaynab Mayladan, Central and Eastern Europe Regional Media Adviser, NRC Norwegian Refugee Council: zaynab.mayladan@nrc.no, +961 70 755 976
  • Zoe-Marie Lodzik, Communication Adviser, NRC Deutschland: lodzik@nrc-hilft.de, +49 151 578 60663
  • NRC Norwegian Refugee Council weltweite Medien-Hotline: media@nrc.no, +47 905 62 329 

Nach neuen Angaben des NRC ist der Anteil der Haushalte, die Bedarf an Nahrungsmittel- und Wasserversorgung melden, von 44 Prozent im September 2024 auf 70 Prozent zu Beginn des Jahres 2025 gestiegen. Im gleichen Zeitraum stieg der Anteil der Haushalte, die einen Bedarf an Medikamenten angaben, von 57 Prozent auf 69 Prozent.

„Nach drei Jahren ist die Lage in den vom Krieg stark betroffenen Gebieten schlimmer denn je. Immer mehr Menschen haben Schwierigkeiten, ihre Familien mit Lebensmitteln und Medikamenten zu versorgen, und das in Gebieten, in denen es für humanitäre Hilfskräfte immer gefährlicher wird zu arbeiten“, sagte Marit Glad, Landesdirektorin von NRC in der Ukraine.

Das Leben der Ukrainer*innen an der Frontlinie wird immer schwieriger. Ständige Bombardierungen und Angriffe schränken die Versorgung mit grundlegenden Dienstleistungen und humanitärer Hilfe ein und stellen eine ständige Bedrohung für die dort lebenden Menschen dar. Häufig handelt es sich dabei um ältere Menschen, die im Jahr 2024 fast die Hälfte der zivilen Todesopfer in den Frontgebieten ausmachten. Gleichzeitig verzeichnet das NRC einen anhaltenden Strom von Vertriebenen, die aus stabileren Teilen der Ukraine in die Frontgebiete zurückkehren, während sie versuchen, mit dem Druck der Vertreibung umzugehen.

„Das Leben als Binnenvertriebene ist hart“, sagte Natalia dem NRC. Sie ist aus der Westukraine in ihre Heimatstadt zurückgekehrt, die nur 20 Kilometer von der Frontlinie entfernt liegt. “Als Binnenvertriebene war es schwierig, eine Unterkunft zu finden, und die Mieten waren hoch. Es war auch schwierig, ein stabiles Einkommen zu finden. Wir sehnten uns alle nach unserem Zuhause.“

Menschen, die seit vielen Monaten oder gar Jahren auf der Flucht sind, zeigen besorgniserregende Anzeichen dafür, dass sie mit der Situation fern der Heimat nur schwer zurechtkommen. Nach drei Jahren haben viele kaum noch etwas zu verkaufen, Familien und Freunde können sich nicht mehr gegenseitig unterstützen. Fast 40 Prozent der Vertriebenen in der Ukraine geben an, dass sie fast alle Ersparnisse aufgebraucht haben und sich zunehmend verschulden. Für viele bleibt nur die Rückkehr in ihre Häuser, auch wenn diese beschädigt sind und nahe an der Frontlinie liegen.

„Schutzbedürftige vertriebene Ukrainer*innen sind gezwungen, schmerzhafte Entscheidungen zu treffen - entweder weit weg von zu Hause zu bleiben, wo die Hilfe abnimmt, die Aussichten auf Arbeit begrenzt sind und die Lebenshaltungskosten steigen, oder in die am stärksten vom Konflikt betroffenen Gebiete zurückzukehren, wo es immer noch an Sicherheit und grundlegenden Dienstleistungen mangelt“, sagte Glad.

Die humanitäre Hilfe stellt eine Lebenslinie für diejenigen dar, die dringend Unterstützung benötigen. Diese ist nun jedoch gefährdet, da die zunehmende Unsicherheit über die Finanzierung durch die USA die Bereitstellung der grundlegenden Hilfe, insbesondere in den Frontgebieten, beeinträchtigt.

„Wir sind sehr besorgt, dass die Unterstützung für Vertriebene und vom Konflikt betroffene Menschen in der Ukraine gekürzt werden soll. Nach drei Jahren sollten wir ihnen helfen, ihr Leben wieder aufzubauen, anstatt sie in einen Kreislauf von Vertreibung und Verlust zu zwingen“, sagte Glad. "Wir brauchen die Unterstützung aller Geber*innen, um sicherzustellen, dass die Menschen die Hilfe bekommen, die sie brauchen, und zwar dort, wo sie sie brauchen.“

Hinweise für die Redaktionen:

  • Fotos und B-Roll stehen hier kostenlos zur Verfügung.
  • NRC ist seit 2014 in der Ukraine vertreten und leistet Nothilfe, stellt Unterkünfte zur Verfügung und unterstützt vertriebene Gemeinschaften und Rückkehrende mit Bargeld.
  • Der Anteil der Haushalte, die innerhalb von 15 Kilometern von der Front auf Nahrungsmittel- und Wasserhilfe angewiesen sind, ist nach Angaben des NRC von 44 Prozent im September 2024 auf 70 Prozent zu Beginn des Jahres 2025 gestiegen. Im gleichen Zeitraum stieg der Anteil derer, die Medikamente benötigen, von 57 auf 69 Prozent. Dies basiert auf Daten, die das NRC im Januar 2025 bei 77.705 Haushalten und im September 2024 bei 116.029 Haushalten in der Ukraine, jeweils in einem Umkreis von 15 Kilometern von den Frontlinien, erhoben hat.
  • Aus den Daten des NRC geht hervor, dass fast 40 Prozent der befragten Binnenvertriebenen angaben, über weniger als 5.000 UAH (ca. 114 Euro) an Ersparnissen zu verfügen, während sie zwischen 1 und 500.000 UAH (ca. 0,96 bis 11.500 Euro) Schulden angehäuft hatten. Diese Zahlen basieren auf Daten, die im Januar 2025 in 191.794 Haushalten in der gesamten Ukraine erhoben wurden.
  • Obwohl Menschen über 60 Jahre nur 25 Prozent der Gesamtbevölkerung der Ukraine ausmachen, waren 2024 fast die Hälfte der zivilen Todesopfer und mehr als ein Drittel der Verletzten an der Front ältere Menschen. (OHCHR)
  • REACH schätzt, dass seit Februar 2022 etwa 1,6 Millionen Menschen in Gebiete innerhalb von 30 Kilometern von der Frontlinie zurückgekehrt sind, trotz anhaltender Gewalt und Unsicherheit. Auch wenn die Feindseligkeiten zugenommen haben und sich die Sicherheitslage in den Gebieten entlang der Frontlinie im ersten Halbjahr 2024 verschlechtert hat, deuten die Daten darauf hin, dass die Menschen weiterhin in diese Gebiete zurückkehren. (REACH)
  • Im Rahmen des Humanitären Bedarfs- und Reaktionsplans 2024 wurden insgesamt 3,11 Milliarden US-Dollar (ca. 2,97 Milliarden Euro) benötigt, um Hilfe für 14,6 Millionen bedürftige Menschen bereitzustellen. Der Plan wurde im Laufe des Jahres mit 2,29 Milliarden US-Dollar (ca. 2,19 Milliarden Euro) finanziert, wovon 30,8 Prozent von der US-Regierung bereitgestellt wurden. (OCHA)

Für weitere Informationen oder zur Vereinbarung eines Interviews wenden Sie sich bitte an: 

  • Zaynab Mayladan, Central and Eastern Europe Regional Media Adviser, NRC Norwegian Refugee Council: zaynab.mayladan@nrc.no, +961 70 755 976
  • Zoe-Marie Lodzik, Communication Adviser, NRC Deutschland: lodzik@nrc-hilft.de, +49 151 578 60663
  • NRC Norwegian Refugee Council weltweite Medien-Hotline: media@nrc.no, +47 905 62 329