Die Küstengemeinden haben unter dem blutigen Konflikt im Jemen besonders zu leiden. Fischerboote, Häfen und Verarbeitungsstätten wurden zerstört oder beschädigt und viele Fischer sind bereits ums Leben gekommen. NRC Flüchtlingshilfe setzt sich dafür ein, die Industrie wiederzubeleben und notwendige Anlagen wieder aufzubauen, damit Fischer wie Suleiman ihre Familien weiterhin ernähren können.
Im Chaos der Flucht und in der schwierigen Zeit danach haben Vertriebene oft damit zu kämpfen, genug zu essen zu bekommen. Häufig werden die Nahrungsmittelproduktionssysteme und Existenzgrundlagen, auf die sie angewiesen sind, unterbrochen oder ganz zerstört.
Wir bei NRC Flüchtlingshilfe glauben, dass jeder Zugang zu angemessenen, sicheren und nahrhaften Lebensmitteln haben sollte. Wir setzen uns dafür ein, dass Vertriebene genug zu essen haben und sich und ihre Familien weiterhin ernähren können, was immer die Zukunft bringen mag.
Fisch, Furcht und Flucht
Der Krieg im Jemen begann im Jahr 2015. Während der Konflikt wütete, startete die von Saudi-Arabien geführte Koalition Luftangriffe, die Fischerboote und -märkte trafen, und im Meer wurden Minen gelegt, was das Fischen sehr gefährlich machte. „Auf dem Meer fürchteten wir uns vor dem Krieg, den Kampfschiffen und den Minen“, erinnert sich Suleiman. „Ich kannte viele Fischer, die auf dem Meer und auf dem Fischmarkt getötet wurden.“
Als die Kämpfe näher kamen, begannen Suleiman und seine Nachbarn Lebensmittel einzulagern, da sie befürchteten, ihre Häuser vielleicht nicht mehr verlassen zu können. Als die Gewalt sein Viertel erreichte, musste er eine schwere Entscheidung treffen. Aus Angst um das Leben seiner Kinder entschloss er sich zur Flucht.
Suleiman verkaufte seine Tiere und den Schmuck seiner Frau, um Geld für die Reise zu haben. Er und seine Familie nahmen nur mit, was sie am Leib trugen. Sie waren drei Tage lang unterwegs und kamen schließlich in Ras Imran, einem Fischerdorf in der Nähe der südlich gelegenen Stadt Aden, an. „Ich weiß nicht, ob mein Haus noch steht oder ob es besetzt wurde“, sagt er. „Das Wichtigste ist, dass meine Familie und ich in Sicherheit sind.“
Fischern wieder auf die Beine helfen
Die Fischereiindustrie, früher nach Öl und Gas zweitgrößte Exportquelle im Jemen, drohte zusammenzubrechen. „Im Jemen ist die Fischerei ein wichtiger, aber vernachlässigter Sektor“, erklärt Qayyum Shah, Leiter des Lebensunterhalts-Programms bei NRC Flüchtlingshilfe im Jemen. „NRC Flüchtlingshilfe unterstützt die Fischer, indem wir Fischlandeplätze und Fischermärkte wieder aufbauen. Außerdem stellen wir den Fischern Fanggeräte und Sicherheitsausrüstungen zur Verfügung.“
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Ein weiteres NRC Flüchtlingshilfe-Projekt zielt darauf ab, den Küstengemeinden zu helfen, weitere Einkommensquellen zu finden, damit sie nicht allein vom Meer abhängig sind. Wir schulen 600 Frauen in Fertigkeiten, die es ihnen erlauben, ein kleines Unternehmen zu gründen, damit sie ein eigenes Einkommen erzielen können.
In seiner neuen Heimat Ras Imran fischt Suleiman mittlerweile wieder. Er teilt sich das Boot mit anderen Fischern. Das Leben ist nicht leicht und er vermisst Hodeidah, aber er ist nun wieder in der Lage, genug Geld zu verdienen, um seine Frau und seine sieben Kinder ernähren zu können.
Lesen Sie Suleimans Geschichte (englisch)
Suleiman ist einer von 2,6 Millionen Menschen weltweit, die wir im Jahr 2018 durch unsere Lebensunterhalts- und Ernährungssicherheitsprogramme unterstützen konnten. Hier sind einige unserer Projekte:
Bereitstellung von Notrationen
Wenn große Massen von Menschen fliehen müssen, ist es oft schwierig, die Grundversorgung wie Nahrung und Wasser zu decken. Im schlimmsten Fall sind Vertriebene mit Mangelernährung oder gar dem Hungertod konfrontiert.
Der Winter 2018-19 war für Tausende syrische Vertriebene im Libanon verheerend. Stürme beschädigten im ganzen Land Infrastruktur, Straßen und Häuser und brachten damit 70.000 Geflüchtete in Gefahr. Viele mussten evakuiert werden und umziehen, da ihre Zelte infolge der Überschwemmungen zusammenbrachen.
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Im März 2019 unterstützte NRC Flüchtlingshilfe die Zubereitung von über 1.500 Mahlzeiten für 300 Flüchtlingsfamilien im Osten des Landes. Die meisten waren Familien, die nach dem Sturm evakuiert werden mussten. Khitam, 54, ist eine von sieben Syrerinnen, die beim Kochen halfen. Sie selbst hatte vor sechs Jahren mit ihrer Familie in den Libanon fliehen müssen.
„Zu wissen, dass ich dazu beitrage, dass die Kinder anderer Flüchtlingsfamilien etwas zu essen haben, ist die harte Arbeit wert“, sagt sie.
Sicherstellen eines gesunden Nahrungsangebots
In Konflikt-, Katastrophen- und Vertreibungssituationen drohen Nahrungsproduktionssysteme und Märkte oft zusammenzubrechen. Menschen verlieren all ihr Hab und Gut und ihre Fähigkeit, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, wird stark eingeschränkt.
Jahrelang waren die vertriebenen Landwirtinnen und Landwirte aus dem Nordosten Nigerias nicht in der Lage, ihre Lebensmittel selbst zu produzieren, sondern vollkommen von der unregelmäßigen und unzureichenden humanitären Hilfe abhängig. Selbst nach ihrer Rückkehr konnten sie aus Mangel an Saatgut und Werkzeug ihre Felder nicht bewirtschaften.
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Im Jahr 2018 stellten wir über 2.000 zurückgekehrten Familien in den Regionen Kwajaffa, Miringa und Damboa im Bundesstaat Borno im Nordosten Nigerias Saatgut und Werkzeug zur Verfügung und boten Schulungen an. Das Projekt läuft gut und trug zu einer reichen Maisernte bei. Für den 83-jährigen Landwirt Ibrahim Yapatum und seine Familie bedeutet dies eine neu gewonnene Unabhängigkeit und neue Hoffnung für die Zukunft.
„Mit dem Saatgut, den Düngemitteln und den Schulungen von NRC Flüchtlingshilfe konnte ich viel mehr ernten, als ich je für möglich gehalten hätte. Früher betrug mein Ertrag etwa 10 Säcke Mais – dieses Jahr waren es 50 Säcke!“
Finden alternativer Einkommensquellen
Wenn sich das Überleben einer Familie nur auf eine einzige Einkommensquelle stützt, macht sie das anfällig. Traditionelle Industrien wie Landwirtschaft und Fischerei sind durch äußere Faktoren wie Konflikte, Dürren und Umweltverschmutzung besonders gefährdet.
In Somalia ist die Sicherheitslage auch Jahre nach dem Konflikt noch instabil. Im Jahr 2017 wurde das Land von der schlimmsten Dürre seit 20 Jahren heimgesucht – eine Katastrophe, von der das Land sich noch immer nicht ganz erholt hat und durch die Millionen Menschen vertrieben wurden. In vielen Fällen wurden ihre Existenzgrundlagen zerstört und sie sind nun zum Überleben auf humanitäre Hilfe angewiesen.
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Um die Familien bei der Bewältigung von Schocks und Stress besser unterstützen zu können, beteiligt sich NRC Flüchtlingshilfe an einem Förderprogramm namens Building Resilient Communities in Somalia („Aufbau widerstandsfähiger Gemeinden in Somalia“ – kurz BRCiS). Teil dieses Programms ist eine Initiative zur Einkommensgenerierung, bei der Frauen Schulungen und finanzielle Unterstützung erhalten, um dabei zu helfen, ihre Unternehmen breiter zu fächern. Fadumo Sharif, 29, hatte früher Probleme, mit dem Geld, das sie durch das Sammeln von Brennholz verdiente, ihre Familie zu ernähren. Jetzt betreibt sie ein gut laufendes Geschäft.
„Ich entschied mich, das Geld in ein neues Geschäft zu stecken, das mehr einbringen würde als das Holzsammeln“, sagt sie. „Ich baute einen Kiosk und eröffnete einen kleinen Laden. Die Dinge haben sich zum Guten gewendet. Meine Kinder können jetzt zur Schule gehen. Wir haben genug zu essen und können die Wasserrechnungen bezahlen.“
Fakten und Zahlen
Im Jahr 2018 konnten wir insgesamt 2,682,755 Menschen in 20 Ländern auf der ganzen Welt durch unsere Arbeit im Bereich Lebensunterhalt und Ernährungssicherheit unterstützen.
Lesen Sie mehr über unsere Arbeit im Bereich Lebensunterhalt und Ernährungssicherheit
So können Sie helfen
Helfen Sie uns, die 70,8 Millionen Menschen zu unterstützen, die auf der ganzen Welt vor Krieg und Verfolgung auf der Flucht sind. Sie können unsere Arbeit auf unterschiedliche Weise unterstützen:
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