Ghenas Mutter Wejdan weiß nun endlich, wie sich Freiheit anfühlt. Als sie mit ihren fünf Kindern nach Jordanien floh, hatte sie Probleme, sich frei zu bewegen und ihre Grundrechte geltend zu machen – einschließlich medizinischer Versorgung für ihre kranke Tochter Ghena.
Menschen, die zur Flucht gezwungen sind, müssen oft in großer Eile aufbrechen und ihre Häuser, ihre Existenzgrundlage und all ihren Besitz zurücklassen. Dabei verlieren sie viele Grundrechte und haben keinen Anspruch mehr auf Arbeit, Bildung oder Eigentum.
Wir von NRC bieten eine Reihe von Informations- und Rechtsberatungsprogrammen, die darauf abzielen, Vertriebenen zu helfen, ihre Rechte geltend zu machen und langfristige Lösungen zu finden. Erfahren Sie hier, wie Sie uns unterstützen können.
Vom Ehemann getrennt
Als Wejdan und ihre Familie im Dezember 2015 aus ihrer syrischen Heimatstadt Dara’a fliehen mussten, hatten sie eine lange und gefährliche Reise nach Jordanien vor sich. Drei Tage später erreichten sie endlich das provisorische Flüchtlingslager Hadalat auf der syrischen Seite der Grenze, wo sie über einen Monat lang blieben.
„Wir mussten warten, bis wir an der Reihe waren, ins Lager gelassen zu werden“, erzählt Wejdan. „Meine Tochter Ghena war sehr krank und hatte hohes Fieber. Die Nächte waren kalt und wir konnten es dort kaum aushalten.“
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Schließlich zogen sie ins Flüchtlingslager Azraq. Wejdans Ehemann Natheer lebte in der Nähe in der Stadt Azraq, war aber nicht als Bewohner des Lagers eingetragen und konnte seine Familie daher immer nur zehn Tage am Stück besuchen. Wejdan beschloss, das Lager zu verlassen und zu ihm zu ziehen. Sie hatte keinerlei Papiere, abgesehen von ihrer MoI-Karte (MoI: Ministry of Interior = Innenministerium), die jedoch nur innerhalb des Lagers gültig war.
„Ich konnte an keinen Berufstrainings teilnehmen, weil ich keine Papiere hatte, um mich zu bewerben. Ich war verzweifelt – mein Leben bestand nur daraus, zu Hause zu sitzen“, sagt Wejdan. Ihre Tochter brauchte medizinische Versorgung, aber ohne gültige Papiere musste die Familie die teure Behandlung selbst bezahlen.
Eine helfende Hand
Im Dezember 2017 hörte Wejdan von unserer Rechtsberatung und rief unsere Hotline an. Sie erfuhr, dass das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) und das Innenministerium den Status von außerhalb der Lager lebenden syrischen Geflüchteten regularisierten. Die Familie bekam nun endlich die Papiere, die sie brauchte, um ihre Rechte geltend zu machen.
Jetzt weiß ich, wie sich Freiheit anfühlt.Wejdan
„Die Leute von NRC sagten mir, sie würden sich um alles kümmern und mir helfen, einen Termin beim UNHCR zu bekommen“, sagt sie. Wejdan und ihre Kinder bekamen endlich ihre Asylbewerber-Bescheinigungen und die MoI-Karten, die sie benötigten.
„Ich bin so erleichtert. Sie können sich nicht vorstellen, was ich durchmachen musste, um diese Papiere zu bekommen! Jetzt kann ich mit Ghena zur Kontrolle ins Krankenhaus gehen, und ich habe mich im Berufsbildungszentrum für einen Schneiderkurs angemeldet. Jetzt weiß ich, wie sich Freiheit anfühlt.“
Wejdan ist eine von über einer Million Vertriebenen auf der ganzen Welt, denen wir 2018 durch unsere Informations- und Rechtsberatungsprogramme helfen konnten. Nachfolgend finden Sie einige Informationen darüber, wie wir die Menschen unterstützen.
Geburts-, Sterbe- und Heiratsurkunden
Wenn Familien ohne Papiere in einem neuen Land ankommen, wird ihr bisheriges Leben erst einmal auf Eis gelegt. Ohne Geburtsurkunde dürfen Kinder oft keine Schule besuchen und erhalten keine medizinische Versorgung. Ohne Heiratsurkunde können Frauen die ihr zustehenden Eigentumsrechte oft nicht geltend machen. Ohne Identitätsnachweis können Vertriebene oft keinen Flüchtlingsstatus erlangen.
NRC hilft Vertriebenen, die Wichtigkeit solcher Dokumente zu erfassen, unterstützt bei der Wiederbeschaffung und informiert sie, wo sie Hilfe in Anspruch nehmen können. Wir führen Informationsveranstaltungen durch, beraten Eltern bei rechtlichen Hindernissen und helfen ihnen beim Lösen ihrer Fälle.
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Safo Ahmed, 29, ist Rechtsberaterin im Dadaab Flüchtlingslager in Kenia, in dem derzeit über 200.000 Somalierinnen und Somalier leben. Sie schlug ein Angebot für einen Arbeitsplatz als Juristin in der Großstadt aus, um Geflüchteten zu helfen – was sie als weitaus erfüllendere Aufgabe ansieht.
Diese Urkunde ist der Schlüssel zu einem besseren Leben. Es kann ihnen Nahrung, Rechte und vor allen Dingen Seelenfrieden verschaffen.Safo Ahmed, 29, Rechtsberaterin in Dadaab, Kenia
„Es ist überwältigend, wenn man ihnen ihre Dokumente beschafft“, sagt sie. „Dieses Papier ist der Schlüssel zu einem besseren Leben. Es kann ihnen Nahrung, Rechte und vor allen Dingen Seelenfrieden verschaffen. Das ist alles, was Geflüchtete wollen.“
Land- und Eigentumsrechte
Landstreitigkeiten stehen oft im Mittelpunkt eines Konflikts. Und wenn der Konflikt vorüber ist, können Streitigkeiten über besetztes Eigentum weiterhin die Ursache von Unsicherheit sein und instabile Friedensvereinbarungen gefährden. Viele Vertriebene kennen ihre Landrechte nicht und die Angst davor, ihr Land zu verlieren, macht es ihnen schwer, in den Lagern anzukommen.
Die Fachleute von NRC arbeiten mit den Justizsystemen vor Ort zusammen, um bei der Lösung von Land- und Eigentumsstreitigkeiten zu helfen. Im Kachin-Staat im Norden Myanmars bieten wir kostenlose Schulungen zum Thema Landrechte und Konfliktlösung an.
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Nachdem sie an einem Schulungsprogramm von NRC teilgenommen hatte, entschloss sich Daw Nwe Nwe, den Landwirtinnen und Landwirten zu helfen, ihre Landrechte zu verstehen, und gründete eine Gemeindeorganisation, die ökologische Landwirtschaft fördert.
Ich kenne mich jetzt gut genug aus, um im Namen meiner Gemeinde Land zurückzufordern und zu sichern.Daw Nwe Nwe, Kachin-Staat, Myanmar
„Bevor ich an dieser Schulung teilgenommen hatte, wusste ich nichts über die Sicherung von Landrechten und was ich selbst dafür tun kann“, erklärt sie. „Ich weiß jetzt, was man tun kann, wenn jemandes Rechte verletzt werden. Ich kenne mich jetzt gut genug aus, um im Namen meine Gemeinde Land zurückzufordern und zu sichern.“
Lesen Sie Daw Nwe Nwes Geschichte
Dialog zwischen den Gemeinden
Wenn Vertriebene wieder heimkehren, begegnen sie häufig denselben Spannungen unter den Gemeinden, die sie ursprünglich zur Flucht gezwungen hatten. Vielleicht leben sie nun Tür an Tür mit jemandem, der in einem gewalttätigen Konflikt auf der anderen Seite stand. In vielen Fällen sind sie mit Diskriminierung und Belästigung konfrontiert.
NRC organisiert in den Gemeinden Gesprächsrunden und Schutzausschüsse, um die verschiedenen Gemeinden wieder zusammenzubringen.
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In der Stadt Dekoa in der Zentralafrikanischen Republik helfen wir christlichen und muslimischen Gemeinden, nach einem blutigen Bürgerkrieg friedlich nebeneinander zu leben. Die fünffache Mutter Fatima, 36, hatte Angst, das Haus zu verlassen, als sie nach vierjähriger Abwesenheit wieder in ihre Heimat zurückkehrte.
Meine Familie hat nicht mehr so viel Angst, weil wir nun sehr viel friedlicher zusammenleben können. Sogar die Nachbarn sind netter zu uns.Fatima, 36, aus Dekoa in der Zentralafrikanischen Republik
„Nach den Veranstaltungen, an den wir teilgenommen haben, fühlen wir uns sehr viel sicherer“, sagt sie. „Meine Familie hat nicht mehr so viel Angst, weil wir nun sehr viel friedlicher zusammenleben können. Sogar die Nachbarn sind netter zu uns.“
Lesen Sie Fatimas Geschichte (Englisch).
Fakten und Zahlen
Im Jahr 2018 konnten wir durch unsere Informations- und Rechtsberatungsprogramme insgesamt 1.196.142 in 25 Ländern auf der ganzen Welt helfen.
Lesen Sie mehr über unsere Arbeit im Bereich Information und Rechtsberatung.
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