Seham besucht die sechste Klasse der Grundschule. Sie beschreibt die Zustände in ihrer Schule vor dem Ausbau als unhygienisch: „In meiner Schule ist das Lernen sehr schwierig. Viele meiner Freunde kommen nicht mehr zur Schule, weil sie vom Wasser hier krank geworden sind. Mein Bruder wurde krank, weil er salziges Wasser trank, und musste ins Krankenhaus.“
Ohne ausreichend sauberes Wasser zum Trinken, Kochen und zur Körperhygiene ist es für die Menschen schwierig, gesund zu bleiben und Krankheiten abzuwehren. Veraltete und beschädigte Sanitäranlagen können das Wasser kontaminieren und zur Ausbreitung von Krankheiten beitragen. Im Jahr 2010 erklärten die Vereinten Nationen den Zugang zu sauberem Wasser und Sanitäranlagen zu einem Menschenrecht.
Wir bei NRC helfen Vertriebenen, Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Anlagen zu erhalten und bieten bei Bedarf Informationsveranstaltungen zum Thema Hygiene an. Unser Ziel ist es, Leben zu retten, Krankheiten zu verhindern und Würde zu fördern.
Schulkinder ins Krankenhaus eingeliefert
Im Sommer 2018 stieg die Wasserverunreinigung im Gouvernement Basra stark an. Viele Haushalte hatten keinen Zugang mehr zu sauberem Wasser. Die Situation verschärfte sich so weit, dass viele sie als die schlimmste Gesundheitskrise im Irak seit Jahrzehnten bezeichnen. Über 100.000 Menschen mussten wegen wasserverursachter Krankheiten im Krankenhaus behandelt werden.
Die Wasser- und Sanitäreinrichtungen in Schulen waren ein besonders großes Problem. Defekte Toiletten und trockene Rohre in Verbindung mit überfüllten Klassenräumen machten die Schulen zu Brutstätten für Epidemien, was wiederum zu einer erhöhten Anzahl von Schulabbrechern führte. Dass man einfach einen Wasserhahn aufdrehen konnte, um sauberes Wasser zum Händewaschen oder Trinken zu bekommen, gab es nur noch selten.
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Lehrkräfte und Kinder berichteten uns, dass viele Kinder wegen Durchfall, Erbrechen, Ausschlägen und Krätze ins Krankenhaus eingeliefert wurden.
Seham erzählt: „Letztes Jahr, während des heißen Sommers war das Wasser so salzig, dass wir nicht einmal duschen konnten. Wir schafften den Lehrplan nicht, weil alle krank waren.“
Sichere, hygienische Schulen gewährleisten
Obwohl die Wasserkrise in Basra international Beachtung fand, wurden nur sehr wenige Maßnahmen ergriffen. NRC sah die Notwendigkeit, auf die sich entspinnende humanitäre Krise im Südirak zu reagieren, bevor die Situation noch schlimmer wurde.
Wir schickten unsere Fachleute in Sehams Schule und elf weitere, um Wassertanks zu installieren und Armaturen und Toiletten zu reparieren. Mit Unterstützung durch das norwegische Außenministerium (NMFA) sorgten wir dafür, dass über 21.000 Kinder für die kommenden Jahre eine sichere und hygienische Lernumgebung haben.
„Früher konnten wir de Toiletten nicht benutzen, und wenn es nicht anders ging, mussten wir die Hände danach mit schmutzigem Wasser waschen. Jetzt sind die Toiletten sauber und wir müssen uns keine Sorgen mehr machen“, erklärt Seham.
Seham ist einer von 2,4 Millionen Menschen auf der ganzen Welt, denen wir im Jahr 2018 mit unseren Wasser-, Sanitär- und Hygieneprogrammen helfen konnten. Hier sind einige unserer Projekte:
Zugang zu sauberem Wasser
Ohne Wasser können Menschen nicht überleben. Diese einfache biologische Tatsache liegt vielen humanitären Notlagen zugrunde. Wenn eine große Anzahl Vertriebener an einem neuen Ort ankommt, kommen die vorhandenen Wasserversorgungssysteme oft nicht hinterher. In manchen Fällen gibt es auch gar keine derartigen Systeme.
Im Jahr 2017 lebten über 3.000 afghanische Geflüchtete in Dasht-e-Zahmatkeshan, einer der größten inoffiziellen Siedlungen in der Provinz Kerman im Südosten des Irans. Diese Ansammlung von 32 Backsteinfabriken liegt in einer trockenen Region 50 km von der nächsten Stadt entfernt. Der Zugang zu Trinkwasser war für die Bewohnerinnen und Bewohner ein täglicher Kampf.
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20 der Fabriken hatten bereits Brunnen, das Wasser war jedoch salzig, schlammig und kaum trinkbar. Selbst das Wasser, das man von Wassertankwagen kaufen konnte, war minderwertig und die Kinder beklagten sich oft über Magenprobleme.
Nachdem wir Zugang zu der Region erhalten und uns mit der Gemeinde beraten hatten, installierten unsere Fachleute 22 Wasseraufbereitungsgeräte, um die Wasserqualität zu verbessern. Diese Wasseraufbereiter reinigen nun das Wasser für fast 500 Familien.
„Seit wir die Aufbereiter haben, müssen wir kein salziges Wasser mehr trinken“ erklärt Einwohnerin Pari Tajik, 19. „Jetzt können wir unseren Tee aus frischem Trinkwasser kochen.“
Lesen Sie Tajiks Geschichte (englisch)
Latrinen und Abwasserentsorgung
Gute Latrinen und Abwasserentsorgung sind eine Grundvoraussetzung, um die Hygiene aufrechtzuerhalten und Krankheiten vorzubeugen. Der Bedarf an sanitären Einrichtungen geht jedoch über die Belange der öffentlichen Gesundheit hinaus. Das Fehlen von funktionierenden, sicheren und abschließbaren Toiletten kann besonders für Frauen und Mädchen zum Problem werden.
Auf dem Markt im Stadtteil Hamar Weyne, im Herzen der somalischen Hauptstadt Mogadischu, geht es sehr hektisch zu. Bis vor Kurzem war der Marktplatz jedoch immer mehr im Verfallen begriffen. Der jahrelange Konflikt und die Armut führten dazu, dass die Einrichtungen vernachlässigt und schäbig wurden. Frauen hatten Probleme, angemessene Toiletten zu finden, und mussten oft nach Hause gehen, um sich zu erleichtern, und dabei notgedrungen ihre Marktstände unbeaufsichtigt lassen.
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Um Abhilfe zu schaffen, gewährte NRC einer Gruppe von sechs Standbesitzerinnen Zuschüssen für die Einrichtung von umlagefinanzierten Latrinen. Als die Bauarbeiten im Februar 2017 abgeschlossen waren, wurden Frauen eingestellt, die für Kundenservice, Reinigungspläne und Instandhaltung zuständig waren. Die neuen Einrichtungen gaben dem Marktplatz den dringend benötigten Aufschwung und trugen sogar dazu bei, die Sauberkeit des gesamten Marktplatzes zu verbessern, da die Händlerinnen und Händler mehr Wert darauf legten, ihre Stände ansehnlich und sauber zu halten.
„NRC macht etwas, das humanitäre Organisationen normalerweise nicht tun“, erklärt Händlerin Halimo Dhoore. „Sie versuchen herauszufinden, wo die größten Probleme liegen, und dann versuchen wir zusammen, Lösungen zu finden. Die Latrinen sind ein Beispiel dafür.“
Lesen Sie Halimos Geschichte (englisch)
Hygieneförderung
Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen erfordern eine gute, intakte Infrastruktur. Genauso wichtig sind jedoch Bewusstsein und Sensibilisierung. Die Menschen müssen über die Notwendigkeit guter Hygiene und die Faktoren, die Krankheiten auslösen bzw. verhindern können, Bescheid wissen.
Selina Night, 28, und ihre neun Kinder flohen Anfang 2017 infolge eines Gewaltausbruchs aus dem Südsudan. Auf ihrer Flucht über die Grenze nach Uganda sahen sie viele Menschen an wasserverursachten Krankheiten wie Cholera und Durchfall sterben. Im Chaos der Flucht wurde die Grundhygiene stark vernachlässigt. „Die Menschen benutzten denselben Fluss zum Trinken, Baden, zur Darmentleerung und für ihre Tiere“, erzählt Selina.
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Selina lebt nun mit ihren neun Kindern in der Flüchtlingssiedlung Bidi Bidi im Nordwesten Ugandas. Alle zwei Wochen führt NRC in der gesamten Siedlung Sensibilisierungskampagnen zum Thema Hygiene durch. Die Gemeindemitglieder versammeln sich, um sich auszutauschen und klare Anweisungen zu erhalten, wie sie ihre Umgebung sauber halten können. NRC fördert auch die Hygiene in der Bildung, indem wir im Schulunterricht darüber sprechen und Hygieneclubs unterstützen.
„Saubere Latrinen sind wichtig für die Hygiene. Wenn ich weiß, wie ich meine Reinigungsarbeiten planen muss, hilft mir das, sie in meinen Alltag zu integrieren“, sagt Selina.
Lesen Sie Selinas Geschichte (englisch)
Fakten und Zahlen
Im Jahr 2018 konnten wir insgesamt 2,484,732 Menschen in über 19 Ländern auf der ganzen Welt durch unsere Wasser-, Sanitär- und Hygieneprogramme unterstützen.
Lesen Sie mehr über unsere Arbeit in den Bereichen Wasser, sanitäre Anlagen und Hygiene
So können Sie helfen
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