Im Laufe des Jahres 2020 stieg die Anzahl der weltweit Vertriebenen über 80 Millionen. Covid-19 wurde zu einer Sicherheits- und Existenzkrise und einer globalen Gesundheitskatastrophe.
Für uns bei NRC Flüchtlingshilfe hatte es oberste Priorität, vor Ort zu bleiben und weiterhin Hilfe zu leisten. Trotz der Einschränkungen, Lockdowns und der Angst konnten wir lebensrettende Unterstützung leisten und vertriebenen Kindern in über 20 Ländern Hoffnung auf eine bessere Zukunft schenken.
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“Ich hätte mir nie träumen lassen, einmal in so einem Haus zu wohnen“
DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO. Für Monique bedeutet Zuhause viel mehr als nur vier Wände und ein Dach. Nachdem sie aus ihrem Dorf fliehen musste, ihren Ehemann verloren und sich fünf Monate lang im Busch versteckt hatte, bedeutet Zuhause für sie Sicherheit und Beständigkeit.
Heute steht Monique voller Stolz in ihrem nagelneuen Haus. Obwohl das Haus immer noch so gut wie leer ist, hat sie große Pläne, wie sie es mit neuen Möbeln und Farbe zu ihrem Zuhause machen möchte.
„Im Vergleich dazu, wie ich vorher gelebt habe, fühle ich mich in diesem neuen Haus besonders und stolz. Ich hätte mir nie träumen lassen, einmal in so einem Haus zu wohnen“, sagt Monique.
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“Jetzt kann ich auf eigenen Füßen stehen“
NIGERIA. Das Leben des ehemaligen Schneiders und Modedesigner-Auszubildenden Philemon wurde auf den Kopf gestellt, als in seinem Dorf im Nordosten Nigerias Gewalt ausbrach. Jahrelang wurde er mehrfach vertrieben, was ihn schließlich über 1.000 Kilometer weit von seinen fünf Kindern und noch weiter von seinem Traum entfernte, Modedesigner zu werden.
Vor etwas über einem Jahr, als die Lage in seinem Dorf sich zu stabilisieren begann, beschloss Philemon, nach Hause zurückzukehren. Kurz nach seiner Rückkehr bot sich ihm die Gelegenheit, seine Leidenschaft wieder aufzunehmen. Er wurde ausgewählt, an einem von der EU und NRC Flüchtlingshilfe organisierten Unternehmensförderungsprogramm teilzunehmen.
„Gott sei Dank habe ich jetzt mein Geschäft noch und kann wieder arbeiten“, sagt Philemon.
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Die Mädchen in der afghanischen Traumakademie
AFGHANISTAN. 40 Paar Schuhe stehen fein säuberlich aufgereiht auf einer Betontreppe vor einer schlichten grauen Eingangstür. Dies ist keine gewöhnliche Schule. Es ist das Haus einer großzügigen Nachbarin, die einen Teil ihres Hauses 40 Mädchen zur Verfügung gestellt hat, die sich eine Schulbildung wünschen und einen Beruf ergreifen möchten.
Die meisten Mädchen sind zwischen 10 und 16 Jahre alt und stammen aus Familien, die vor dem Konflikt in Afghanistan geflohen sind. Nun nehmen sie an einem von NRC Flüchtlingshilfe organisierten Programm teil, bei dem sie versäumten Schulstoff nachholen können.
Sie wollen Lehrerinnen, Ärztinnen und alles andere werden, wovon Mädchen träumen.
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Eine mobile Lebensader für Malak
JORDANIEN. Als die Pandemie ausbrach und ihre Schule schließen musste, wurde das einzige Mobiltelefon der Familie für Malak, 14, und ihre sieben Geschwister zu einer Lebensader.
Nur zwölf Tage, nachdem in Jordanien der erste Fall von Covid-19 aufgetreten war, schlossen die Behörden sämtliche Schulen im Land. Kurz danach wurde auch das Flüchtlingslager Zaatari abgeriegelt.
Über 76.000 syrische Geflüchtete waren buchstäblich eingeschlossen und konnten das Lager nicht mehr verlassen. Gleichzeitig verlor eine große Anzahl Lehrkräfte und humanitäre Hilfskräfte die Möglichkeit, im Lager zu arbeiten.
Malak und vier ihrer Geschwister haben an Bildungsprogrammen von NRC Flüchtlingshilfe teilgenommen, wo ihnen auch dabei geholfen wurde, ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten. Auch wenn die Kinder sich mit dem Handy abwechseln müssen, können sie damit weiterhin mit NRC Flüchtlingshilfe in Kontakt bleiben, was sehr wichtig für sie ist.
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“Wenn ich unterrichte, bin ich frei“
UGANDA. Dugale, 38, floh aus dem Südsudan mit leeren Händen. Aber sobald er in Uganda angekommen war, begann er zu unterrichten. Er glaubt an die nächste Generation und will nichts unversucht lassen, bis jedes Kind gerüstet für die Zukunft in seine Gemeinde zurückkehren kann.
„Ich habe vieles verloren“, sagt er, „aber wenn ich den Klassenraum betrete, lasse ich all das hinter mir. Ich unterrichte genauso, wie ich es normalerweise tun würde, und ich bin frei.“
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“Ich möchte Ärztin werden“
KOLUMBIEN. Minen auf dem Schulweg. Bewaffnete Besetzer im Klassenzimmer. Ins Kreuzfeuer geraten. Für Tausende Schulkinder in Kolumbien ist das bittere Realität. Aber das hält Kinder wie Wendy, 9, nicht davon ab, von einer besseren Zukunft zu träumen.
Wendy lebt in einem abgelegenen Teil Kolumbiens. In den ersten neun Jahren ihres Lebens hatte sie nie die Möglichkeit, zur Schule zu gehen.
Seit einem Jahr besucht sie nun eine Schule und könnte kaum glücklicher sein. NRC Flüchtlingshilfe setzt sich seit 1991 in Kolumbien dafür ein, dass Kinder aus vertriebenen Familien weiterhin zur Schule gehen können, und appellieren an die kolumbianische Regierung, die Safe Schools Declaration („Erklärung zu sicheren Schulen“) einzuhalten und dafür zu sorgen, dass die Bildung geschützt wird.
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“Wir sind diejenigen, die unser Land aufbauen werden“
UGANDA. David, 22, floh im Jahr 2014 aus dem Südsudan nach Uganda. Nun studiert er Informatik und plant, im Kampala weiterzustudieren, um Ingenieur zu werden.
Junge Menschen, die zur Flucht gezwungen waren, haben es oft schwer, die Ausbildung zu erhalten, die sie brauchen. Nur 3 Prozent haben nach dem Schulabschluss überhaupt Zugang zu weiterführender Bildung, im Vergleich zu 36 Prozent aller Jugendlichen weltweit.
David hatte Glück. Er lebt in der Flüchtlingssiedlung Nyumanzi und hat an einer Schule in Uganda seinen Schulabschluss gemacht. Danach meldete er sich für einen Informatik-Kurs an, der von NRC Flüchtlingshilfe in Zusammenarbeit mit der Arizona State University (ASU) angeboten wird.
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“Ich glaube an eine bessere Zukunft“
UGANDA. Als junge Mutter, Schülerin und Geflüchtete hat Athieng viel Verantwortung zu tragen. Aber in ihren Augen funkelt es. Ihr Blick ist fest auf die Zukunft gerichtet.
Athieng, 20, ist eine sanfte und ruhige junge Frau, die kaum über ihre schwierige Vergangenheit spricht. Der Konflikt in ihrem gerade unabhängig gewordenen Heimatland Südsudan zwang ihre Familie vor sechs Jahren zur Flucht. Wären sie dort geblieben, hätten sie ihr Leben riskiert.
Aber Athieng hält der Last der Verantwortung stand. „Wenn ich träume, träume ich von der Zukunft“, beteuert sie tapfer.