Ninawa war eins der irakischen Gouvernements, die im Jahr 2014 am stärksten von dem bewaffneten Konflikt mit dem sogenannten Islamischen Staat betroffen waren. Geschätzte sechs Millionen Menschen wurden infolgedessen aus ihrer Heimat vertrieben.
Heute sind immer noch über eine Million Menschen im ganzen Land auf der Flucht.
Muhammed, 25, war einer von vielen, die mit ihrer Familie in den Süden des Irak flohen. Nach der Befreiung Mossuls kehrten Muhammed und viele andere nach und nach in ihre Heimatregionen zurück. In Bartella, in der Ninive-Ebene östlich von Mossul gelegen, war der Anteil an Heimkehrenden besonders groß.
Ein kleiner Dorfladen
Muhammed stammt aus dem kleinen Dorf Alirash am Stadtrand von Bartella. Er arbeitet in einem kleinen Friseursalon und bedient die Kunden aus der Gemeinde.
„Als ich zurückkam, gab es hier kaum Jobs“, sagt Muhammed, während er einem Kunden sorgfältig die Haare schneidet. „Ich hatte während meiner Zeit der Vertreibung schon mehrere Jahre mit Nichtstun vergeudet. Ich wollte ein neues Leben anfangen und dazu beitragen, mein Dorf wieder aufzubauen.“
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Ich wollte ein neues Leben anfangen und dazu beitragen, mein Dorf wieder aufzubauen.Muhammed
Es fiel Muhammed jedoch schwer, einen Job zu finden und genug zu verdienen, um seine Familie zu versorgen. Nach langer erfolgloser Suche fand er mit der Unterstützung eines Verwandten schließlich eine Stelle. „Ich konnte auf dem Bau arbeiten, aber es war kein fester Job“, sagt er. „Ich arbeitete einen Tag und hatte dann den Rest der Woche wieder nichts zu tun.“
Im Juli 2020 eröffnete NRC Flüchtlingshilfe in Bartella ein Gemeindezentrum, um den Vertriebenen und Zurückgekehrten zu helfen und den Wiederaufbau der Gemeinde zu unterstützen. Das Gemeindezentrum wird von der Europäischen Union finanziert.
Ein Freund von Muhammed erzählte ihm vom Gemeindezentrum von NRC Flüchtlingshilfe. „Ich hörte, dass im Zentrum Schulungen für Friseure und andere Berufe angeboten wurden“, erinnert sich Muhammed. „Die Vorstellung, Friseur zu werden und einen eigenen Laden zu haben, hat mit schon immer gefallen, also besuchte ich das Zentrum.“
Laut Ahmed Jajal, dem Beauftragten für städtische Vertreibung im Gemeindezentrum in Bartella, hat das Zentrum seit seiner Eröffnung 12.500 Besuche aus der Bevölkerung erhalten, hauptsächlich von Vertriebenen und Zurückgekehrten. Die Menschen bitten um Informationen und Beratung in Sachen Bildung, Rechtsangelegenheiten, Arbeit und andere Fragen. Das Zentrum hat über 1.600 Menschen in vielen verschiedenen Angelegenheiten unterstützt.
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Viele, die im Zentrum arbeiten und die Schulungen leiten, sind selbst Vertriebene und Zurückgekehrte.Ahmed
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Das Gemeindezentrum bietet Berufs- und Bildungskurse an, etwa Schneiderei, Friseurhandwerk, Handyreparatur, englische Sprache, Computerkenntnisse, Alltagskompetenz und andere Kurse.
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Muhammed ist einer der 1.633 Absolventinnen und Absolventen des Zentrums. Er schloss den Friseurkurs ab und gehörte zu den Besten. Als Anerkennung bot NRC Flüchtlingshilfe ihm Friseurwerkzeuge und -ausstattung an, um ihn bei der Gründung seines eigenen Unternehmens zu unterstützen.
„Ich war sehr aufgeregt, als mein erster Kunde kam“, sagt Muhammed. „Er war mit dem Haarschnitt, den er von mir bekam, sehr zufrieden.“
Mit seinem eigenen kleinen Laden ist Muhammed nun in der Lage, sich und seine Familie zu versorgen. Und das ist nur eine der vielen Erfolgsgeschichten des Gemeindezentrums.