Kamerun

5 Fakten über die drei Krisen in Kamerun

Kamerun ist ein zweisprachiges Land in Zentralafrika mit 24 Millionen Einwohnern. Die beeindruckende natürliche Schönheit des Landes und die kulturelle Vielfalt werden jedoch unglücklicherweise von mehreren humanitären Krisen beeinträchtigt, die das Land derzeit heimsuchen. Laut UN sind derzeit 3,9 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Acht der zehn Regionen des Landes sind betroffen. NRC Flüchtlingshilfe leistet derzeit in drei verschiedenen Krisensituationen, die sich innerhalb der Landesgrenzen abspielen, humanitäre Hilfe.

Dies sind fünf wissenswerte Fakten über die humanitären Krisen in Kamerun:

1. Probleme in der Region Hoher Norden

Die verheerenden Folgen des bewaffneten Konflikts zwischen nicht-staatlichen bewaffneten Gruppen und den Sicherheitskräften im Norden Nigerias blieben nicht innerhalb der Landesgrenzen. Häufig gab es Übergriffe, Grenzüberfälle und Angriffe in den Nachbarländern Niger, Tschad und Nigeria.

Der Konflikt und die daraus resultierende Gewalt in diesen vier Ländern werden seitdem als Tschadbecken-Krise bezeichnet. Von den genannten vier Ländern wurde Kamerun nach Nigeria am heftigsten getroffen.

Die Unsicherheit in der Region Hoher Norden hat über 490.000 Menschen vertrieben. Über eine Million brauchen dringend humanitäre Hilfe. Während Kamerun bereits mit dieser beispiellosen Zahl an Binnenvertriebenen zu kämpfen hat, leben im Land derzeit noch zusätzlich über 111.000 nigerianische Geflüchtete, die aufgrund des Konflikts in Kamerun Schutz gesucht haben.

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2. Keine Schule

Die Bildung hat unter dieser Krise stark gelitten. Hunderte Schulen wurden aufgrund der unsicheren Lage entweder geschlossen oder aufgegeben.

In der Region Hoher Norden brauchen etwa 400.000 Kinder Unterstützung bei ihrer Schulbildung. In der Region Südwest mussten rund 850.000 Kinder im schulpflichtigen Alter die Schule abbrechen. Die noch geöffneten Schulen müssen neben Kindern aus den Gastgebergemeinden auch vertriebene Kinder aufnehmen. Dies führt zu überfüllten Klassenzimmern und stellt für das ohnehin überforderte Bildungssystem eine enorme Belastung dar.

Drohungen gegen Lehrkräfte haben dazu geführt, dass viele geflohen und nicht zurückgekehrt sind, und den meisten Schulen fehlt es an Grundausstattung, um den Kindern eine angemessene Bildung zu ermöglichen.

Secretary General of the Norwegian Refugee Council Jan Egeland speaking with 6th graders Awa Adoum (14) and Sileman Boukar (12) who have fled Amchide. They are now living in Kourgui, where they have been able to get back to school. 

"I´m here because armed men attacked my village and I fled together with my uncle. Due to the conflict, I spent one year without going to school. I´m glad to be back in school now. It is not too difficult", said Sileman.    

NRC has rehabilitated class rooms, provided desks to the students and trainings for teachers at Kourgui primary school in Far North region in Cameroon with support from SIDA. The support has enabled the school to receive a large number of children who have been displaced by Boko Haram's violence and sought protection in Kourgui. The school has more than 2000 registered students, including students from the host community and more than one thousand displaced children.  Photo: NRC/Tiril Skarstein
In 2019: Jan Egeland, Generalsekretär von NRC Flüchtlingshilfe, im Gespräch mit der Sechstklässlerin Awa Adoum, 14, und Sileman Boukar, 12, die aus Amchide, Hoher Norden, geflohen sind. Derzeit leben sie in Kourgui, wo sie wieder zur Schule gehen können. „Ich bin hier, weil bewaffnete Männer mein Dorf angegriffen haben und ich mit meinem Onkel geflohen bin. Wegen des Konflikts konnte ich ein Jahr lang nicht zur Schule gehen. Ich bin froh, dass ich jetzt wieder gehen kann. Es ist nicht so schwer“, sagt Sileman. Foto: Tiril Skarstein/NRC

3. Unruhen im Westen

Während Kamerun mit den Schwierigkeiten in der Region Hoher Norden kämpft, entfaltet sich auch in einem anderen Teil des Landes ein brutaler Konflikt. In den Regionen Nordwest und Südwest kämpfen bewaffnete Gruppen kämpfen für die Unabhängigkeit der zwei englischsprachigen Regionen Kameruns, während das kamerunische Militär gegen diese Sezession hart vorgeht. Wie so oft ist es die Zivilbevölkerung, die in diesem Konflikt die Hauptlast trägt. Die Menschen fliehen aus ihren Dörfern, um der Gewalt und den massiven Menschenrechtsverletzungen zu entkommen, die von beiden Seiten ausgehen.

Rund 680.000 Menschen wurden durch die Unruhen vertrieben. Weitere 58.000 haben im benachbarten Nigeria Zuflucht gesucht. Das enorme Ausmaß dieser Krise und der Mangel an internationaler Aufmerksamkeit sind entmutigend.

4. Probleme im Osten

Kamerun wird derzeit von einer dritten humanitären Krise heimgesucht, die durch den Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik, Kameruns östlichem Nachbarland, verursacht wurde. Im Dezember 2012 brach in der Zentralafrikanischen Republik ein Bürgerkrieg aus. Die beteiligten bewaffneten Gruppen stimmten zwar 2014 einem Waffenstillstand zu, die humanitäre Situation ist jedoch nach wie vor katastrophal. Über 270.000 Geflüchtete aus der Zentralafrikanischen Republik leben derzeit in Kamerun.

5. Wie wir den Betroffenen helfen

In der Region Hoher Norden sanieren wir Klassenräume, damit sowohl die Flüchtlingskinder als auch die Kinder der Gastgebergemeinden wieder unterrichtet werden können. Im Jahr 2019 setzten wir in der Region Hoher Norden acht Klassenräume instand und stellten Schulmaterial für 13.500 Kinder im ganzen Land zur Verfügung.

Darüber hinaus helfen wir den betroffenen Bevölkerungsgruppen mit Informationen, Beratung und Rechtshilfe. Wir unterstützen vertriebene Familien, die vielleicht in großer Eile fliehen mussten und keine wichtigen Dokumente mitnehmen konnten, Papiere wie Geburts- und Heiratsurkunden zu bekommen. Im vergangenen Jahr sorgten wir dafür, dass 6.704 Kinder Geburtsurkunden bekamen.

Wir setzen uns außerdem dafür ein, Land- und Wohnungsstreitigkeiten zwischen Vertriebenen und Gastgebergemeinden beizulegen. Wir beraten Vertriebene darüber, wie sie während ihres Aufenthalts in den Gastgebergemeinden ihre Rechte geltend machen können.

In den Regionen Nordwest und Südwest leisten wir Soforthilfe durch die Verteilung von Haushaltsgegenständen und Unterkunftspaketen. Diese Pakete enthalten wichtige Gegenstände, die Familien helfen konnten, die bei ihrer Flucht nichts als die Kleider mitnehmen konnten, die sie am Leib trugen.

Im vergangenen Jahr erreichten wir 56.238 Menschen, die wir mit 9.037 Notunterkünften und Paketen mit Haushaltsartikeln versorgten. Außerdem waren wir an Hygieneprojekten beteiligt, indem wir Notlatrinen errichteten, Hygiene förderten und Hygienepakete an Frauen und Mädchen verteilten. So konnten wir insgesamt 82.937 Menschen erreichen.

Als Reaktion auf die Krise im Osten Kameruns konzentrieren wir uns auf die Bereitstellung von Informationen, Beratung und Rechtshilfe für die betroffenen Gemeinden. Das bedeutet, wir helfen beim Beschaffen von persönlichen Dokumenten, Landnutzung und Konfliktlösungen für Geflüchtete aus der Zentralafrikanischen Republik, sowohl innerhalb Kameruns als auch in der Zentralafrikanischen Republik.

Da Kamerun wie auch der Rest der Welt mit dem Coronavirus zu kämpfen hat, haben unsere Teams ihre Bemühungen verstärkt und verteilen zusätzliche Hygieneartikel und führen Informationsveranstaltungen durch, bei denen auf die Bedeutung von Social Distancing und Händewaschen aufmerksam gemacht wird, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen.

Kalfate Goumsou was displaced from Amchide in Far North region of Cameroon five years ago, and have found safety in Kourgui, where her children are now attending Kourgui primary school. 

"We spent three days in the bush fleeing, without knowing where our children were. One of my children was lost for one year, before we were reunited. 
We cannot return, cause every day there are new attacks.
My children spent two and a half years out of school, but they are now attending Kourgui primary school.  
There is no discrimination between displaced children and children from the host community," she said. 

NRC has rehabilitated class rooms, provided desks to the students and trainings for teachers at Kourgui primary school in Far North region in Cameroon with support from SIDA. The support has enabled the school to receive a large number of children who have been displaced by Boko Haram's violence and sought protection in Kourgui. The school has more than 2000 registered students, including students from the host community and more than one thousand displaced children.  Photo: NRC/Tiril Skarstein
In 2019: Kalfate Goumsou und ihre Kinder stammen aus Amchide in der Region Hoher Norden. Die Region wird von Boko-Haram-Kämpfern verwüstet, die aus Nigeria über die Grenze kommen. „Vor fünf Jahren mussten wir in den Busch fliehen, um nicht getötet zu werden. Eine meiner Töchter ging während der Flucht verloren und war ein Jahr lang verschwunden, bis wir sie wiederfanden“, sagt Kalfate. Jetzt lebt sie mit ihren Kindern in Kourgui, einem anderen Dorf in der Region. NRC Flüchtlingshilfe hat die Schule hier wieder aufgebaut, die nun von über 2.000 Kinder besucht wird. Foto: Tiril Skarstein/NRC