Am Rande einer großflächigen Hungersnot
Vor dem Krieg schickten Landwirtinnen und Landwirte Lebensmittel auf lokale und internationale Märkte. Gemüse war bezahlbar. Der Krieg veränderte jedoch alles.
Als im Jemen die Kämpfe ausbrachen, wurden die Anbauflächen zum Brachland. Die von den Bauern benutzten Wasserpumpen und Generatoren wurden schwer beschädigt. Wer von dem Konflikt vertrieben wurde, hatte nun keinen Zugang mehr zu seinen Ackerflächen. Die Lebensmittelpreise stiegen, vielerorts verdoppelten sie sich sogar. Grundversorgungsgüter waren für viele jemenitische Familien unerreichbar. Die Bauern selbst wurden von Produzenten zu Konsumenten von Lebensmitteln.
Die Folgen für die Landwirtschaftsbetriebe betrafen nicht nur die Existenzgrundlagen der Bauern selbst, sondern Jemenitinnen und Jemeniten im ganzen Land. Geschätzte 80 Prozent der Bevölkerung – rund 24 Millionen Menschen – sind nun auf irgendeine Form humanitärer Hilfe oder Schutz angewiesen. Das Land steht am Rande einer großflächigen Hungersnot.
Familientradition fortsetzen
Mohammed Abdulwahab, 33, gehört zu einer Familie, die seit vielen Generationen Landwirtschaft betreibt. Er übernahm den Betrieb von seinem Vater. Er selbst ist mittlerweile Vater von vier Kindern und die Landwirtschaft ist die Haupteinnahmequelle der Familie.
„Als der Krieg ausbrach, flohen die meisten, aber wir flohen nicht, da wir Vieh hatten und auch nicht wussten, wohin wir hätten gehen sollen“, sagt Mohammed.
„Wir blieben im Haus, konnten aber unser Land nicht bewirtschaften. Ich musste alle zwei oder drei Tage das Haus verlassen, um etwas zu essen für meine Familie zu suchen.“
Mohammed sagt, dass die Hälfte seiner Ackerflächen brachliege, seit die Kämpfe in dieser Region aufgehört hätten. Viele Bauern wie Mohammed mussten während des Konflikts von ihren Ersparnissen leben und konnten daher kein Saatgut oder anderes Material kaufen, um den Betrieb wieder aufzunehmen.
„Wir haben wirkliches Leid erfahren“, fügt er hinzu. „Wir mussten kämpfen, bis NRC Flüchtlingshilfe eingriff und uns mit Saatgut, landwirtschaftlichen Werkzeugen, Wassertanks und Geld aushalf, um die Kosten für das Pflügen zu decken.“
Kostenloses Saatgut
Durch die Unterstützung durch NRC Flüchtlingshilfe konnten die Bauern ihr Land wieder bepflanzen. Dies kam allen Bewohnerinnen und Bewohnern der Region zugute, denn je mehr Gemüse verfügbar wurde, desto günstiger wurde es. Es dauerte nicht lange, bis die Gemüsepreise sich halbiert hatten.
Mohammed glaubt, dass NRC Flüchtlingshilfe für seine Familie genau zum richtigen Zeitpunkt kam, und er hofft, dass in den kommenden Monaten mehr Unterstützung verfügbar sein wird.
„Ich danke den Leuten von NRC Flüchtlingshilfe, dass sie uns geholfen haben, auf unser Land zurückzukehren, und ich hoffe, dass sie uns im kommenden Jahr weiterhin unterstützen können.“
Ganze Gemeinden ernähren
Muneer Rageh, Verantwortlicher bei NRC Flüchtlingshilfe für Ernährungssicherheit und Lebensgrundlagen im Gouvernement Taiz, sagt, das Projekt ziele sowohl auf Vertriebene ab, die nach Hause zurückkehren, als auch auf Gastgebergemeinden.
„Mit Unterstützung des Yemen Humanitarian Fund schulten wir Bäuerinnen und Bauern in modernen Landwirtschaftstechniken, unterstützten 250 Landwirtschaftsbetriebe beim Anbau von Gemüse und weitere 400 beim Anbau von Getreide“, sagt Muneer.
Außerdem halfen wir den Bauern mit Werkzeugen, Wassertanks und Geld, damit sie ihre Ackerflächen pflügen und Gemüse anbauen konnten.