Irak

Irak: Das sich schnell verändernde Klima fordert koordiniertes Handeln

Im Irak wird das Wetter mit jedem Jahr unberechenbarer. Der Klimawandel hat seine Spuren in einem Land hinterlassen, das sich gerade erst von Konflikten erholt. Was in einem Jahrzehnt passieren sollte, passiert erst jetzt. Vor der 3. Internationalen Wasser-Konferenz in Bagdad fordert NRC Flüchtlingshilfe die irakische Regierung, politische Entscheidungsträger und die internationale Gemeinschaft auf, einen ambitionierten Wasseraktionsplan für den Irak umzusetzen. Damit soll eine klimabedingte Krise verhindert werden und dauerhafte Lösungen für Vertreibungen gefunden werden.

Im Jahr 2022 erlebte der Irak zum zweiten Jahr in Folge eine Dürre und rekordverdächtig niedrige Niederschlagsmengen. In einem Land, in dem fast 1,2 Millionen Menschen in informellen Siedlungen leben, erreichten die Temperaturen im Sommer bis zu 50 Grad Celsius. Das führte zu Störungen im Erntezyklus, Auswirkungen auf die Agrarwirtschaft und akutem Wassermangel. Unsere Umfrage unter 1.341 Haushalten in fünf Gouvernoraten ergab eine Verringerung der Weizenproduktion zu 90 Prozent als direkte Folge des Wassermangels. Büffelhirten in den Mesopotamischen Sümpfen berichteten uns, dass sie bis zu einem Viertel ihrer Herden verloren haben, die auf den Wert von 2.000 USD geschätzt wurden.

Wir gratulieren der irakischen Regierung zu dem mutigen Schritt, das Pariser Abkommen von 2021 zu unterzeichnen und sich zur Entwicklung einer grünen Strategie zu verpflichten. Wir ermutigen die Führung des Landes, mit ihren ehrgeizigen Umsetzungsplänen voranzuschreiten, denn die Uhr tickt. Im letzten Jahr begrenzten Dürrebedingungen und niedrige Flusspegel signifikant den Zugang zu Trinkwasser und Bewässerung. Ernten waren verringert und beeinträchtigten den Zugang zu Nahrung und Einkommen. Heute, da Millionen von Vertriebenen in den Irak zurückkehren oder sich dort niederlassen, um ihr Leben wieder aufzubauen, droht die Gefahr einer sekundären Vertreibung, die nun durch den Klimawandel verursacht wird.

Tayseer, ein 42-jähriger Bauer aus Hawija, ist Teilnehmer an NRC-Projekten und einer von vielen, die von der Dürre stark betroffen sind.

„Ich konnte auf meinem gesamten Land wegen Wasserknappheit nichts anpflanzen. Ich habe auch Kühe auf meinem Land, musste aber eine von ihnen verkaufen, um das Graben eines neuen Brunnens zu bezahlen. Aufgrund von Wassermangel musste ich gezwungenermaßen weniger als die Hälfte meines Landes kultivieren. Mein Einkommen wurde um die Hälfte gekürzt."

Tayseers Familie hat seit Jahrzehnten die Ländereien von Hawija bewirtschaftet, aber jetzt zwingt ihn der Wassermangel dazu über einen Umzug nachzudenken. Foto: NRC Flüchtlingshilfe

Tayseer befürchtet, dass er aufgrund der anhaltenden Bedingungen gezwungen sein wird, sein Zuhause zu verlassen, um einen anderen Job zu suchen. „Wenn ich hier nicht überleben kann, werde ich mein Land verlassen müssen. Viele meiner Nachbarn haben bereits die Städte verlassen, weil sie keine Brunnen graben konnten und sich den Strom, um Wasser für ihre Ernten zu pumpen, nichtmehr leisten konnten."

Klimaanpassung bleibt ein Schwerpunkt der NRC-Projekte im Irak und zielt darauf ab, die Widerstandsfähigkeit der Gemeinden gegenüber Schocks zu unterstützen. In vielen der Regionen, in denen wir arbeiten, sind die Bauern vollständig auf Regenwasser und die Flüsse Tigris und Euphrat angewiesen. Wenn die Regenfälle ausbleiben, leiden sie unter mangelnder Lebensgrundlage. NRC Flüchtlingshilfe setzt weiterhin auf klimaresiliente Anpassungen wie Gewächshäuser und effizientere landwirtschaftliche Praktiken wie Regenwassersammlung, Tropfbewässerung und Hydrokultur. In Gebieten, die vollständig vom Regenwasser abhängig sind, unterstützen wir alternative Wertschöpfungsketten wie die Viehzucht.

Eine Herde zur Viehzucht in Ba’aj. Foto: NRC Flüchtlingshilfe

Die 3. Wasser-Konferenz bietet eine Chance für erneute Maßnahmen. Unter der Führung der irakischen Regierung und in Zusammenarbeit mit privaten und gemeinnützigen Interessenten bietet die Konferenz eine Plattform. Hier können innovative landwirtschaftliche Praktiken und nachhaltige Nutzung der Wasserressourcen zur Stimulierung der Wirtschaft diskutiert werden. Genauso wichtig ist, dass die Konferenz das Engagement der irakischen Regierung signalisiert, regionale Zusammenarbeit und Koordination in Bezug auf Wasserverteilung, Risikominderung und Katastrophenrisikomanagement anzuführen. In Bagdad kann der Irak durch Fachwissen, gepaart mit sektorübergreifender Unterstützung, vorausschauende Maßnahmen in den Vordergrund der Klimaschutzmaßnahmen auf nationaler und regionaler Ebene stellen.

Wir bleiben dem Engagement verpflichtet, die besonders gefährdeten Gebiete und Gemeinden im Irak zu identifizieren und ihnen die Unterstützung zu geben, die sie brauchen, um sich an die verändernden Umweltbedingungen anzupassen. Während die Menschen im Irak weiterhin Wiederaufbau betreiben, freuen wir uns darauf, weiterhin mit der Regierung für ein klimaresilientes und anpassungsfähigeres Irak zusammenzuarbeiten.